Donald Duck
Ein Phänomen für die Ewigkeit

Sicherlich, alles startete, wie es so schön heißt, mit einer Maus, und niemand will Micky seinen Platz als Kultur-Ikone und Begründer des größten Trickimperiums der Welt streitig machen ... aber wenn es um den erfolgreichsten Trickcharakter aller Zeiten geht, dann kann die Wahl nur auf Donald Duck fallen. Wer ihn nur auf die Rolle des übel gelaunten Cholerikers reduziert, der tut ihm unrecht. Keine andere Figur der Welt hat derart vielschichtige Wesenszüge, ausdrucksstarke Mimiken und dabei (als Tier) eine so humanoid anmutende Anatomie anzubieten wie Disneys gefiederter Superstar. Als großer Musikfan kann ich es auch so ausdrücken: Wenn Micky Maus gleichzusetzen ist mit Elvis Presley, so verkörpert Donald Duck die Beatles in einer Person. Denn so wie die Fab Four einst dem bereits wieder sterbenden Rock'n'Roll neuen Rückenwind gaben, so passte der wütende Enterich exakt in die Lücke, die Micky gerade aufgrund seiner inzwischen eingeengten Rolle als liebenswertes Vorbild längst nicht mehr ausfüllen konnte. Donald durfte pöbeln, heulen, kreidebleich vor Angst werden, Frauen nachstellen und sich schadenfroh ins gefiederte Fäustchen lachen - und das Publikum liebt ihn bis heute dafür. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich Donald zur erfolgreichsten und werbeträchtigsten Disney-Figur überhaupt, die in den 50er Jahren nicht zuletzt auch dafür sorgte, der inzwischen angewachsenen Konkurrenz um Bugs Bunny oder Tom & Jerry Paroli bieten zu können.

Nach seinem ersten Comicauftritt 1931 (Bild links) adaptierten Art Babbit und Dick Huemer die Figur 1934, Donalds heute offiziellem Geburtsjahr, für den Silly Symphony The Wise Little Hen. Das Team Jack Hannah (Regie) und Fred Spencer (Animation) entwickelte Donalds Charakter dann zur voller Blüte. Spencer kam 1938 mit nur 34 Jahren bei einem Autounfall ums Leben, gerade, als der Stern des Erpels gen Himmel schoss. An seine Stelle trat, weniger als Zeichner denn als Storyautor, Carl Barks, dessen Kult gewordene Karriere zu komplex ist, um sie hier wieder zu geben. Barks erschuf von Tick, Trick und Track über Onkel Dagobert bis zur Stadt Entenhausen ein ganzes Universum um Donald Duck - und wenngleich sich dieses eher in dessen Comicwelt abspielte, so ist der Einfluss auch auf Donalds Filmkarriere nicht von der Hand zu weisen. Barks, der glückliche 99 Jahre alt wurde, war der erste Disney-Künstler, der auf Druck seiner Fans vom Disney-Konzern "ent-anonymisiert" wurde. Alleine die DuckTales hätte es ohne ihn nie gegeben.

Und dann ist da natürlich noch Clarence Nash, der eigentliche "Vater" Donalds. Wenn auch inzwischen zur Legende versponnen, so war es doch Nashs Gequake, für das ein adäquater Charakter erfunden wurde - und nicht umgekehrt. Wie Barks blieb auch "Ducky" Nash seiner Figur bis zum Tod treu. Dabei war seine Stimme inklusive Gesangstalent so einzigartig, dass sich viele Länder, darunter Deutschland, jahrelang gar nicht an eine Synchronisation heran getraut hatten.

  
Carl Barks (links) und Clarence Nash


Aufgrund seiner Popularität wurde Donald in Disneys Filmschaffen immer wieder gerne eingesetzt. Seine Auftritte sind quasi so zahlreich wie die aller anderen Disney-Figuren zusammen. Dazu gehören das Mitwirken in sechs abendfüllenden Filmen, Propaganda-Shorts der Kriegszeit, Partnerrollen mit Micky, Goofy und Pluto sowie zahlreiche Cameos, die sogar über die Grenzen Disneys hinweg statt fanden. Mit 128 offiziellen Einzelcartoons hielt er somit auch am längsten durch, als in den 60er Jahren die Cartoonzeit im Kino langsam ihr Ende fand. Als Donald mit How to have an Accident in the Home 1956 zum Protagonisten für Aufklärungsfilme umfunktioniert wurde, war die Maus bereits seit 3 Jahren aus den Lichtspielhäusern verschwunden. Es folgten Donald in Mathmagic Land und How to have an Accident at Work (beide 1959), Donald and the Wheel und The Litterbug (beide 1961), Steel and America (1965), Donald's Fire Survival Plan (1966) und zum Abschluss Family Planning (1968).

In der Reihe der Walt Disney Treasures (Kostbarkeiten) brachte es der Erpel auf insgesamt 4 Doppel-DVD Ausgaben, von der die letzte leider nie in Deutschland erschien. Steel and America, Donald's Fire Survival Plan und Family Planning, die nicht mehr zu Donalds offiziellem Cartoon-Kanon gehören, wurden nicht einmal mehr innerhalb der Original-Reihe veröffentlicht.



Parallel dazu begann bereits 1954 Donalds TV-Karriere. Dazu gehörte unter Anderem sein täglicher Auftritt im Mickey Mouse Club ab 1955, wo er stets versuchte, die Show mit einem Gongschlag einzuleiten, was leider nie wirklich klappte. Jim Henson adaptierte diese Idee später für seine Muppet-Show, wo nun Gonzo stets Probleme mit seiner Trompete hatte.

Es folgt nun eine Auflistung von Disneyland-Shows, in denen es primär rund um Donald Duck geht. Da die klassischen Cartoons innerhalb der Sendungen mehr als Füllmaterial rund um die Rahmenhandlung dienten, erwähne ich diese nur, wenn sie spezielle Besonderheiten aufwiesen. Hier geht es darum, das speziell für diese Shows erstellte Material zu durchleuchten und aufzuzeigen, ob und wo dieses auch in Deutschland zu sehen war.

Dazu sei vorab aber schon einmal gesagt, dass im Gegensatz zu Kollege Goofy die Disneyland-Auftritte Donalds leider meist nur in Fragmenten bei uns zu sehen gewesen sind. Soweit ich es bisher recherchieren konnte, sind lediglich zwei der hier vorgestellten Folgen (nahezu) vollständig und in deutscher Sprache veröffentlicht worden.


The Donald Duck Story
Disneyland

17.11.1954 - Staffel 1, Folge 4 (#)

 
 

Die Fans brauchten auch im TV nicht lange auf ihren Enterich zu warten. Bereits in der vierten Disneyland-Folge umriss Walt Disney die (leicht verklärte) Entstehungsgeschichte Donalds und ließ ihn anschließend in einigen klassischen Cartoons zeigen, was er drauf hat. Wie alle Shows der ersten Zeit wurde auch diese zwar in Farbe gedreht, konnten jedoch nur in Schwarzweiß empfangen werden.

Als Stock-Footage Archiv wurde diese Show immer wieder als Füllmaterial für andere Projekte verwendet. So stammte die erweiterte Szene aus Two-Gun Goofy im Kinofilm Donald Duck geht nach Wildwest von hier. Die Entstehungsgeschichte mit den vier Zeichnern wurde in Donald Duck geht in die Luft wieder verwendet; auch die Kombination der Schwarzweiß- und Farb-Fassung von Orphan's Benefit wurde ursprünglich hier eingesetzt. Alleine von der "Zeichner-Szene" liegen mir inzwischen drei Synchronfassungen vor plus einer Nachbearbeitung mit Peter Krause.


A Present for Donald Duck
Disneyland

22.12.1954 - Staffel 1, Folge 9

 

Nur einen Monat später brachte Disney eine spezielle Weihnachtsshow um Donald Duck heraus. Hier wurde jedoch lediglich Material aus dem Kinofilm Die drei Caballeros wieder verwendet. Die Geschenke-Karte sowie das Feuerwerk vom Ende des Films wurden tricktechnisch nachbearbeitet, um dem Weihnachtsthema gerecht zu werden. Diese Szenen kann der findige Sammler auf der deutschen VHS Walt Disney's Lieblingsgeschichten zu Weihnachten finden.


A Day in the Life of Donald Duck
Disneyland

01.02.1956 - Staffel 2, Folge 18 (#)

 
 

Nach einer einjährigen Pause, dem Jahr in dem der Mickey-Mouse-Club auf Sendung ging, trat Donald 1956 wieder in Erscheinung. Hier wird sein "Arbeits-Alltag" gezeigt, angefangen mit einer rasanten Autofahrt zu den Studios. Im weiteren Verlauf streitet er sich mit Clarence Nash darüber, warum ihn niemand versteht. Donald hört sich bei den Storyboard Künstlern Vorschläge zu einem neuen Cartoon an, anschließend muss er wegen eines Wasser-Unfalls in der Farbabteilung wieder hergestellt werden. Zum Schluss besucht Donald den Micky Maus Club, hört sich sein für ihn von Jimmy Dodd geschriebenes Lied Quack, Quack, Quack, Donald Duck an und gerät danach in Wut über ein Portrait, das Roy Williams von ihm erstellt. Dazwischen wurden einige thematisch passende Cartoons eingestreut.

Die ganze Show sollte den Zuschauer, ähnlich wie The Reluctant Dragon, hinter die Kulissen der Disney Studios blicken lassen. Der Quack-Song tauchte später auch in anderen TV-Shows um Donald wieder auf. Auf der Kostbarkeiten-DVD Donald im Wandel der Zeit Volume 2 kann die komplette Show in schwarzweiß und O-Ton gefunden werden. Später oft wiederverwendet wurde eine Szene zu Anfang der Show, in der sich Donald ein paar Briefe seiner Fans durchliest.

Am 20.11.1965 lief die Sendung Ich - Donald Duck! im ZDF. Nach ersten Erkenntnissen handelte es sich hierbei primär um einen Zusammenschnitt aus den Disneyland-Folgen The Donald Duck Story und A Day in the Life [...], eventuell angereichert mit weiterem hier vorgestellten Material.


At Home with Donald Duck
Disneyland

21.11.1956 - Staffel 3, Folge 6

 
 

Als Auftakt dieser Sendung wurde der Cartoon Donald's Happy Birthday verwendet, der damit schließt, dass Donald erkennt, dass die von seinen Neffen gekauften Zigarren in Wahrheit für ihn sind. Von Schuldgefühlen geplagt beschließt er, den dreien auf seinem eigenen Geburtstag eine Freude zu bereiten. Gemeinsam wird der Filmprojektor aus dem Keller geholt, um sich ein paar lustige Cartoons anzuschauen. Jedoch möchte Donald am liebsten seine eigenen Werke zeigen, während Tick, Trick und Track auch mal Micky, Goofy und Pluto sehen wollen. Als es dann Zeit wird für den Mickey Mouse Club, sabotiert Donald das Fernsehgerät.

Neben Cartoons wurden auch Ausschnitte aus dem MMC gezeigt. Bei späteren Wiederholungen der Sendung wurden die alten Clips gegen aktuellere ausgetauscht. Ein kleines Fragment dieser Sendung (sogar deutsch synchronisiert) wurde auf der Verleih-Version der VHS Donald - Ich bin der Größte verwendet, um eine Überleitung vom Hauptprogramm zu weiteren Cartoons zu schaffen. Mehr dazu gleich.


Your Host, Donald Duck
Disneyland

16.01.1957 - Staffel 3, Folge 13 (#)

 
 

In dieser Show bekommt Donald von Walt Disney die Erlaubnis, die Regie bei einer Disneyland-Folge zu übernehmen. Natürlich rückt sich der egomanische Erpel selbst in den Vordergrund und benennt die Sendung in The Duckland 4 in 1 Show um. Vier Cartoons repräsentieren dabei, wie in der Show üblich, die vier großen Themengebiete Disneylands:

- Clown of the Jungle (Adventureland)
- Uncle Donald's Ants (Frontierland)
- Test Pilot Donald (Tomorrowland)
- Timber (Fantasyland)

... gesteckt mit weiteren Ausschnitten u.a. aus Peter Pan, Fantasia und The Three Caballeros. Als Gäste treten Saddleshore Sam und Jinx Jonah Fate auf.


Donald's Award
Disneyland

27.03.1957 - Staffel 3, Folge 20

 
 

Um Donalds Temperament zu zügeln, macht Walt Disney ihm einen Vorschlag. Wenn innerhalb einer Woche keinerlei Beschwerden über ihn eintrudeln, erhält der Enterich eine Belohnung. Als die extra eingerichtete Meckerbox dann tatsächlich leer bleibt, wundert sich Walt doch sehr darüber. Er schickt Jiminy Grille als Detektiv los, um heraus zu finden, ob es da mit rechten Dingen zugeht. Die Befragung der "Zeugen" wie Kater Karlo oder Daisy dient als Überleitung zu den gezeigten Cartoons.


Duck for Hire
Disneyland

23.10.1957 - Staffel 4, Folge 7

 
 

Aufgrund widriger Umstände beschließt Donald, seine Filmkarriere an den Nagel zu hängen und sich einen neuen Job zu suchen. In der Ajax Employment Agency versucht Ex-Ranger J. Audubon Woodlore, ihn zu vermitteln. Klassische Cartoons zeigen dann Donalds Versuche, sich als u.a. als Tankstellenwart, Leuchtturmwärter oder Hotelpage zu profilieren. Selbstredend geht das alles in die Hose, worauf Donald reumütig zu den Disney Studios zurück kehrt.

Diese Show lieferte die Idee sowie Original-Material zum TV-Special Down and Out with Donald Duck (Zoff in Entenhausen), in dem übrigens auch jede Menge Szenen aus anderen hier vorgestellten Disneyland-Shows recycelt wurden ... um es hier gleich abzuhaken.


Donald's Weekend
Disneyland

15.01.1958 - Staffel 4, Folge 16

 
 

Die nächsten vier Disneyland-Shows bezeichne ich als Donalds "Reise-Vierteiler". Disneys Zeichencrew schenkte dem Erpel zu jener Zeit eine immense TV-Präsenz, vielleicht auch wegen seines 25jährigen Jubiläums 1959. Im Vergleich dazu machte Kollege Goofy von 1957 bis 1961 eine vierjährige Pause. Los ging es mit Donalds Plan, ein zünftiges Wochenende mit seinen Neffen zu verbringen. Natürlich haben die Trotzköpfe ganz andere Vorstellungen von Entspannung, wollen am liebsten im Bett bleiben und sind auch später bei den Entscheidungen, was man nun unternehmen will, stets gegen ihren Onkel.


Duck Flies Coop
Walt Disney Presents

13.02.1959 - Staffel 5, Folge 18 (#)

 
 

Donald hat wieder einmal den Schnabel voll von der Hollywood-Maschinerie und beschließt, ein Leben in der ruhigen Abgeschiedenheit der Natur zu genießen. Leider hat er dabei die Rechnung ohne Chip & Chap, Bär Humphrey und den aufdringlichen Ranger Woodlore gemacht, die ihm einfach keine Ruhe gönnen. Am Ende bekommt Donald einen Anruf von Walt Disney persönlich, der ihn nur all zu leicht wieder nach Burbank zurück locken kann.

Die oben zu sehende Szene mit dem Ranger war ein werkeigener Ideen-Klau. Im 5 Jahre älteren Cartoon Grin and Bear it täuschte einst Bär Humphrey einen Autounfall vor.


Highway to Trouble
Walt Disney Presents

13.03.1959 - Staffel 5, Folge 22

 
 

Beschämt über die Geografie-Kenntnisse seiner Neffen beschließt Donald, das lernunwillige Trio ins Auto zu verfrachten und einen Trip quer durch die USA zu unternehmen. Trotz seiner Bemühungen will die Lust auf Erdkunde bei Tick, Trick und Track nicht so recht aufkommen. Sie freuen sich lediglich auf das Ziel der Reise: Disneyland.

Highway to Trouble gilt für Fans als eine der tricktechnisch anspruchsvollsten Disneyland-Shows überhaupt. Die Rahmenhandlung bildet sehr glaubwürdige Übergänge zu den integrierten Cartoons und macht aus dem Ganzen eine thematisch runde Einheit. Ein Teil der Show inklusive der eingebetteten Cartoons wurde 1969 als Block für den deutschen Kinofilm Donald Duck als Sonntagsjäger verwendet.


Two Happy Amigos
Walt Disney Presents

05.02.1960 - Staffel 6, Folge 18

 
 

Donald Duck bekommt wieder einmal Besuch von José Carioca, der ihn, nach immerhin 16 Jahren, doch sehr vermisst hat. Zunächst bringt der Papagei seinem Freund den neuesten Modetanz Cha-Cha-Chá bei. Es folgt die Baia-Sequenz aus The Three Caballeros, doch statt sich erneut nach Brasilien locken zu lassen, beschließt Donald, seinem Kumpel statt dessen durch die USA zu führen. Ähnlich der Baia-Sequenz springt José in Postkartenmotive der US-Regionen Grand Canyon, Yellowstone, den Florida Everglades und den North Woods in Maine, wo er auf gefräßige Berglöwen, Bären, Alligatoren und den Zwergelch Morris trifft. Zum Ausklang schauen die beiden sich per Filmprojektor The Flying Gauchito an. Am Ende springt der fliegende Esel aus der Leinwand und bringt José zurück nach Hause.

Two Happy Amigos kann als direktes Sequel zu The Three Caballeros angesehen werden, wenn auch eine Menge Stock Footage Material des Originals wiederverwendet wurde.


This is Your Life, Donald Duck
Walt Disney Presents

11.03.1960 - Staffel 6, Folge 23 (#)

 
 

In einer weiteren voll animierten Folge wurde die damals in den USA beliebte NBC-Radioshow This is Your Life (ab 1948) mit Moderator Ralph Edwards persifliert. Die Sendung wurde so populär, dass sie ab 1952 ein TV-Format erhielt und sich bis 1961 auf der Mattscheibe halten konnte. Deutschland transferierte die Idee  unter dem Titel Das ist Ihr Leben mit Moderator Carheinz Hollmann (1976 - 1979). 1994 brühte Dieter Thomas Heck die Idee dann noch einmal neu auf.

Zur Handlung: TV-Host Jiminy Grille möchte Donald Ducks Leben resümieren. Doch kaum live auf Sendung, passiert schon die erste Panne: der Gast ist gar nicht da. Flugs ergreifen Tick, Trick und Track die Initiative und "entführen", als Mini Zorros verkleidet, ihren Onkel ins Fernsehstudio. Nun kommen die geladenen Überraschungsgäste und erzählen von den Lebensabschnitten Donalds - darunter übrigens "Oma" Dorette Duck in ihrem ersten Cartoon-Auftritt. Der Gratulant ist die ganze Zeit hin und hergerissen vom Wiedersehen mit seinen Freunden und Verwandten und den peinlichen Filmszenen (klassische Cartoons), die er liebend gerne unter den Teppich kehren würde. Zum Schluss kommt das gesamte Staraufgebot Disneys auf die Bühne - und von Pecos Bill bis Taddäus Kröte, von Ranger Woodlore über Cinderella bis Dumbo ist auch wirklich jeder namhafte Trickfilmstar mit dabei. Mag die Szene teilweise auf etwas kostengünstigem TV-Niveau erstellt worden sein, so ist sie doch ein kunterbuntes Highlight in Disneys Schaffen der 60er Jahre.

Die Disneyland-Show wurde 1984 auf der Leihvideo-Ausgabe Donald - Ich bin der Größte heraus gebracht - nicht zu verwechseln mit der späteren Kaufkassette gleichen Namens. Unter anderem treten hier als Sprecher auf: Friedrich W. Bauschulte (Jiminy Grille), Helmut Krauss (Kater Karlo) und Alexandra Lange (Daisy). Anschließend wurde, wie oben erwähnt, eine Szene aus At Home with Donald Duck als Überleitung zu weiteren Cartoons verwendet, die allerdings nur im O-Ton gezeigt wurden.

Es existiert noch der Hinweis auf eine ZDF-Ausstrahlung unter dem Namen So bist Du Donald Duck! vom 6.5.1967. Ob es sich hierbei ebenfalls um diese Disneyland-Folge handelt, ist bislang nicht bestätigt.


The Mad Hermit of Chimney Butte
Walt Disney Presents

01.04.1960 - Staffel 6, Folge 26

 
 

Der letzten "Storyfolge" um Donald merkt man an, dass dem kreativen Stab so langsam die Ideen ausgingen, durch welche Katastrophen sie ihre Erfolgs-Ente noch jagen wollten. Wieder einmal hatte Donald Hollywood den Rücken gekehrt und sich als Eremit in einer trostlosen Ecke namens Chimney Butte zurück gezogen, gewillt alles mit seiner Flinte über den Haufen zu schießen, was seine Ruhe stört. Walt Disney persönlich führt durch das Programm und erklärt anhand einiger Cartoons, wie der Enterich von seiner Umwelt gebeutelt wurde und letzten Endes durchgedreht ist. Doch das Pech verfolgt ihn auch im Niemannsland ohne Gnade, wird dieses doch als Gelände für Atombombentests genutzt. Eine Explosion feuert Donald schnurstracks zurück in Walts Büro.

Einen Gastauftritt hatten als Bewohner einer Geisterstadt Hexe Hazel und Figuren aus dem Cartoon Duck Pimples, der anschließend auch gezeigt wurde.


Donald's Silver Anniversary
Walt Disney Presents

13.11.1960 - Staffel 7, Folge 4

 

Mit reichlicher Verspätung wurde 1960 Donalds 25ster "Silber-Geburtstag" zelebriert. Die offizielle Geburtstagsfolge war (laut Disney-Wiki) eigentlich Highway to Trouble im Jahr zuvor, was vom Datum her auch passender ist. Überhaupt gibt es im Netz so einige Daten zu finden, die sich auf angebliche Jubiläen Donalds beziehen (10, 20, 25 usw.), und dabei war man sich wohl nicht einmal einig, ob Donalds erster Comicauftritt 1931 oder der erste Cartoonauftritt 1934 als Maßstab zu gelten habe ... aber darüber könnte man stundenlang diskutieren. Walt Disney selbst legte Donalds Wiegenfest auf einen Freitag, den 13. fest und im Cartoon Donald's Happy Birthday war es dann der 13. März. Mit ein bisschen Recherche hätte das Trick-Imperium schnell herausfinden können, dass es im Jahr 1931 wirklich einen Freitag, den 13. März gegeben hat ... statt dessen brachte die Comic-Legende Don Rosa innerhalb SEINES Universums nun das Jahr 1920 ins Spiel. Who cares?

Viel ist dann über diese Geburtstags-Folge auch nicht heraus zu bekommen. Laut losem Bildmaterial bekam Donald wohl wieder einmal Besuch von seinen Freunden José und Panchito, die ihm eine dicke Sahnetorte überreichten. Über den Rest der Sendung kann man nur spekulieren.

Ab 1961 trat Ludwig van Drake in Erscheinung, in denen Donald zwar sehr häufig Auftritte hatte, aber eher in eine Support-Rolle schlüpfte. In Verbindung mit dem Ende der Kino-Cartoons ging Donald, wie alle anderen auch, in eine temporäre Pause, in der so gut wie kein neues Animationsmaterial erstellt wurde. Diverse TV-Shows waren entweder abgeänderte und aktualisierte Wiederholungen oder einfach nur zusammen geleimte Klassiker mit anderem Zeug aus der Mottenkiste. Die goldene Ausnahme der Regel war 1983 Mickey's Christmas Carol, in der man die ganze Bande mal wieder im Kino bewundern durfte.


Die Achtziger Jahre

Wenn es einen Geburtstag gab, der wirklich fett und hoch offiziell gefeiert wurde, so war es Donalds 50ster. Über diverse Sondercomics, Kinoaufführungen, Buch- und Videoveröffentlichungen, einer Jubiläumsshow mit Dick van Dyke (Donald Duck's 50th Birthday), Sonderparaden in den Freizeitparks bis hin zu Briefmarken und sonstigem zu kaufenden Nippes war Donald Duck im Jahr 1984 so präsent wie schon lange nicht mehr. Selbst Nachrichtensendungen und Tageszeitungen zollten ihm Respekt; die ganze Welt gratulierte dem Erpel im inzwischen besten Alter und zeigte auf, dass er immer noch die wahre Nr. 1 ist.


Das animierte Geburtstags-Logo Donalds, in dem sich sein Anlitz von 1934 zum heutigen Design wandelt,
rechts daneben die offizielle Vignette für Comics, Videohüllen und Plattencover.

Sogar einen offiziellen Geburtstagssong bekam der Jubilar verpasst. Die damaligen Haus- und Hof-Komponisten Disneys, Michael und Patricia "Patty" Silversher, texteten ihren 1983 verfassten Song Happy, Happy Birthday to You zu einer Donald Version um, die dann auch im TV, Kino und VHS allezeit herum geisterte. Gekoppelt mit der neutralen 83'er Version kratzte das schmissige Lied fast schon am Thron des traditionellen Happy Birthday von 1893, dessen Rechte sich (nebenbei bemerkt) Warner Brothers 1988 für schlappe 25 Millionen US-Dollar unter den Nagel riss. In seiner Daily-Show hatte der Comedian Trevor Noah einst eine lustige Story dazu zu berichten, siehe hier. Last but not Least bekam der Geburtstagssong ein dazu gehöriges Musikvideo, das ebenfalls in diversen Medien zum Tragen kam. Neben allen möglichen Ausschnitten aus klassischen Cartoons wurde eine neue Tricksequenz erstellt, die zwischen den ganzen Schnipseln zu sehen war. Ich habe davon eine Kollage erstellt, die Ihr Euch durch Anklicken des unteren Bildes anschauen könnt.


<click me>

Eine deutsche Geburtstags-Sause lief im ZDF unter der Moderation von Michael Schanze und mit illusteren Gästen wie etwa dem bekannten Tierfilmer Heinz Sielmann. Dazu gab's ein Doppelalbum mit eingedeutschten Disneysongs, u.a. auch dem oben erwähnten Geburtstagslied. Für die deutschen Texte zeichnete sich der damals vielbeschäftigte Hans Hubberten verantwortlich.

Ein Jahr nach Donalds rundem Jubiläum starb seine Stimme Clarence Nash an Leukämie. Auf seinen Platz rückte der bei Disney gerade frisch beschäftige Animationszeichner Tony Anselmo, den er bis heute (2022) inne hält.

Bis auf das folgende TV-Special werden hier keine weiteren größeren Fernsehauftritte Donalds erwähnt, da es sich nur um Cartoon-Kollagen handelt, denen kaum bis gar kein neues Material hinzu gefügt wurde. Die in Deutschland erschienenen Folgen sind auf der entsprechenden Seite gelistet.


Donald, the Star-Struck Duck
The Disney Sunday Movie

20.07.1986 - Staffel 30, Folge 21

 
 

In dieser Sendung versucht der bekannte Comedian John Candy Disneyboss Michael Eisner zu einem gigantisch teuerem Film mit Starbesetzung zu überreden. Eisner willigt ein unter der Auflage, dass Candy wiederum Donald Duck zu einer Filmrolle überredet. Der nämlich lehnt seit einiger Zeit aus unterschiedlichen Gründen jegliches Angebot ab.

Dieses TV-Special war primär ein nett interpretierter Neuaufguss von A Day in the Life of Donald Duck (1956, siehe oben), dazu kamen weitere Versatzstücke aus anderen ehemaligen Disneyland-Shows. Das Zeichen (#) zeigt die Shows auf, aus denen Stock Footage Material verwendet wurde. Dabei wurden äußerst geschickt ältere Filmausschnitte mit Neuaufnahmen gekoppelt, was zudem aufzeigt, wie qualitativ hochwertig auch später noch produziert werden konnte; der Unterschied zum alten Material war kaum zu erkennen. Als I-Tüpfelchen wurden alte Cel-Phasenzeichnungen wiederverwendet, um sie in neugedrehte Szenen zu integrieren. Die restlichen Lücken wurden dann tatsächlich neu gezeichnet.

Donalds Besuch bei der Storyboard-Crew, auch eine Szene der 56'er Fassung, wurde mit Teilen des damaligen Disney-Stabes 1:1 nachgedreht. Und wie auch im Original hatte Donalds neuer Stimmen-Pate Tony Anselmo einen Auftritt. Als Donald der Superstar ging das Special 1997 bei Super-RTL verdeutscht auf Sendung.


Donald in der Neuzeit

Donalds 50ster Geburtstag kam zur rechten Zeit, rückte die Ente doch sich und seine Familie wieder in den Fokus der Öffentlichkeit just zu dem Zeitpunkt, als Disney seine TV-Murmeltier-Phase wieder beenden wollte. Im Großereignis DuckTales spielte er ab 1987 neben Onkel Dagobert und seinen drei Neffen zunächst jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Da zu jener Zeit auch noch keine adäquate deutsche Stimme für Donald gefunden wurde, sprach der Dialogregisseur Thomas Keck dessen Part ein. Den Cameo in Roger Rabbit bestritt (Vermutung) wohl Tony Anselmo international noch selbst. Nur kurz darauf begann die globale "Stimmenüberwachung" der DCV-I und mit ihr der Amtsantritt der einzig wahren deutschen Donald-Stimme Peter Krause. Neben ersten Eindeutschungen klassischer Cartoons war Krauses erster großer Donald-Einsatz 1990 im Micky Maus-Featurette Der Prinz und der Bettelknabe zu bewundern.

Mit Quack Pack - Onkel Donald und die Boys versuchte Disney 1996, den Zeitgeist der Neunziger einzufangen. Als herangereifter Kameramann eines Fernsehsenders, mit seinen zu coolen Teenagern mutierten Neffen, war diese Show der einzige Ausrutscher, klassische Disneycharaktere in ein damals ultrabeliebtes Real-Life-Soap-Format zu zwängen. 1998-99 kam dann die große Rückbesinnung mit den Mickey Mouse Works (Neue Micky Maus Geschichten), für die wieder Cartoons im klassischen Strickmuster entworfen wurden. Selbstredend war Donald hier wieder eine der Hauptpersonen und bestritt sowohl jede Menge Kurzfilme im Alleingang als auch als Partner von Micky, Goofy, Pluto und all den anderen Kollegen. Eine exakte Auflistung würde hier zu weit führen, da viele Cartoons nicht immer einem bestimmten Charakter zugeordnet werden können. Kultig war auch hier wieder sein ständiges Bemühen, sich rotzfrech in den Vordergrund zu drängen.

Obendrauf hatte Donald in Fantasia 2000 wieder einen fulminanten Kinoauftritt in der Arche Noah Sequenz zur Musik von Edgar Elgar. Mit neuem Elan und Erfolg ging es somit ins neue Jahrtausend, in dem sich Donald Duck in allen flimmernden Medien bis heute wacker schlägt. Vom Trickabenteuer Micky, Donald, Goofy - Die drei Musketiere (2004) über diverse Weihnachtsspecials und der Neuauflage der DuckTales ab 2017 bis zum Feder-eigenen, von Tony Anselmo persönlich streng überwachten Serie Die Legende der Drei Caballeros (2018) sorgt der schnatternde Wüterich wohl auch noch in Zukunft dafür, nicht in Vergessenheit zu geraten. Leider kann man dies nicht von Peter Krause sagen. Nach einer eigentlich kurzen, krankheitsbedingten Pause entschied sich Arbeitgeber Disney in den neuen 20er Jahren, den deutschen Stimmen-Cast "aufzufrischen" und Krause in Rente zu schicken. Seitdem versuchten sich diverse Sprecher*innen mehr schlecht als recht, sein Erbe anzutreten. Nach Christian Zeiger und Anita Heilker steht aktuell Robyn Schmidder am Mikrofon. Was aus diesem Mischmasch werden soll, wird die Zukunft zeigen.