Goofy und seine Spießgesellen

Deutscher Kinostart: ab 1. Juli 1967 (WDF)
- ein deutscher Kinotermin vom 1. September 1967 konnte für Hamburg recherchiert werden.
Laufzeit: 80 Minuten

Der Inhalt ist durch die originale Filmkopie nachgewiesen.

- A Knight for a Day (1946, stark gekürzt)
- Californy 'er Bust (1945, stark gekürzt)
- El Gaucho Goofy (aus Saludos Amigos, 1943)

- The Whalers (1938, stark gekürzt)
- African Diary (1945)
- Crazy with the Heat (1947)
- Polar Trappers (1938)
- Mickey's Trailer (1938)
- Goofy and Wilbur (1939)
- Lion Down (1951)
- Foul Hunting (1947)
- Father's Lion
(1952)
- dazu div. Fragmente aus How to be a Sailor (1944)
                                    und Tugboat Mickey (1940)


(Illustrierte Film-Bühne Nr. 7606)

(Neues Film-Rogramm Nr. 4633)

Das Forschen nach einem Original, parallelen VÖs anderer Länder und sicheren Quellen

Am 20.3.1957 wurde auf ABC die Disneyland-Folge The Goofy Adventure Story ausgestrahlt. Dort ist zu sehen, wie Goofy mit seinem Sohn auf dem Dachboden in alten Erinnerungsstücken herum wühlt. Junior fragt seinem Vater ein Loch in den Bauch und so muss Goofy all die tollen Dinge erzählen, die seine Vorfahren erlebt hatten. Mit jeder Menge neu erstellter Animation war diese Grundstory eine tolle Idee für einen Kompilationsfilm. Viele Bewegungsabläufe Goofys wurden dabei älteren Cartoons entliehen, wie z.B. Baggage Buster oder Father's Lion. Die ersten rund 10 Minuten sind ein bunter Mix aus Neu erstelltem und altem Material, danach folgen mit gewissen Kürzungen auch komplette Cartoons. Zum Abschluss des Films lässt sich Goofy überreden, mit Junior eine Nacht in der Natur zu verbringen, um selbst Abenteuer zu erleben. Es folgt als finaler Cartoon Father's Lion, der sich exzellent einbetten ließ, da er lediglich 5 Jahre älter war als der neu erstellte Rahmen. Die Spiellänge der Disneyland Show betrug ca. eine gute Stunde und hatte folgende Struktur (inklusive Rahmen):

- A Knight for a Day
- Californy 'er Bust
- El Gaucho Goofy
- The Whalers
- African Diary
- For whom the Bulls toil
- Tiger Trouble
- Father's Lion
- dazu Fragmente aus How to be a Sailor und Tugboat Mickey

Leider ist die Originalshow als Basisquelle im Netz (YouTube & Co.) nicht zu finden.

Bevor ich nun auf die deutsche Kinofassung von 1967 eingehe, schwenke ich zunächst zu einer Ausstrahlung von Super-RTL, in der die Show unter dem Namen Goofy der Abenteurer zu sehen war. Diese hatte eine US-TV-Fassung aus den 70ern als Grundlage, in der bereits gewisse Schnitte vorgenommen wurden (rauchender Goofy, Waffengebrauch etc.). Californy 'er Bust fiel dabei komplett unter den Schneidetisch. Neu synchronisiert mit Walter Alich als Goofy wurde für die Cartoons bereits existierendes Material verwendet, sofern schon vorhanden. Tiger Trouble z.B. lief hier in der 80er Jahre Fassung mit Edgar Ott als Erzähler. Diese Ausstrahlung hatte lediglich eine Laufzeit von rund 40 Minuten - Werbezeit bereits abgezogen.

Hier einige Bildbeispiele aus der Rahmenhandlung:

       
     

Die deutsche Kino-Aufführung (Vertriebstitel: Goofy Adventure Story - German Shorts Program 1967) ist die erste deutsche Kompilation mit Goofy als Hauptdarsteller. Um das Ganze auf Spielfilmlänge zu bringen, wurden recht plump weitere Cartoons hinein gequetscht, die zum einen nichts mit der Rahmenhandlung zu tun hatten und dazu noch im O-Ton liefen. Man darf sich das so vorstellen: In der Rahmenhandlung erzählt Goofy von seinen Vorfahren und steigert sich derart hinein, dass er Junior verspricht, mit ihm am nächsten Tag auf die Jagd zu gehen. Dann erzählt er ihm noch eine Gute Nacht-Geschichte. Im Original war dies Tiger Trouble. Diese Stelle wurde nun ausgenutzt, um noch weitere Geschichten einzubasteln. Titelkarten gab es aufgrund des Formates nicht und daher auch keine deutsche Einzelcartoon-Titel, sofern sie nicht bereits existierten.

- Ritter für einen Tag **      - A Knight for a Day
- Sioux greifen an             - Californy 'er Bust
- Goofy, der Gaucho            - El Gaucho Goofy
- Wal in Sicht        
**      - The Whalers
- Goofys Tagebuch     
**      - African Diary
- Donalds Kampf mit der Hitze  - Crazy with the Heat
- Die Polarforscher   
**      - Polar Trappers
- Gefährliche Reise   
**      - Mickey's Trailer
- Wilbur in Nöten              - Goofy and Wilbur
- Der Dachgarten               - Lion Down
- Pluto auf Entenjagd
   *      - Foul Hunting
- Goofys Löwenjagd    
**      - Father's Lion

* Titel lt. Filmdienst; Pluto auf Entenjagd sollte wohl korrekt Goofy auf Entenjagd heißen.
** die ältesten mir bekannten deutschen Titel

Der bislang einzig brauchbare Hinweis auf eine weitere internationale Veröffentlichung findet sich in Dänemark (På eventyr med Anders And og Fedtmule), die ebenfalls 1967 gezeigt wurde. Während das deutsche Filmplakat den Titel mit SZ schreibt, bedienten sich beide Filmprogramme des SS, wobei das altnordische S in Neues Film-Programm (siehe oben) Anlass zu einer recht deftigen Diskussion geben könnte.

Synchronanalyse

Dass durch die Rahmenhandlung und diverse Schnitte an einigen Cartoons eine komplette Durchsynchronisation des Films notwendig gewesen wäre, versteht sich eigentlich von selbst. Doch wieder einmal sieht das Endergebnis ganz anders aus. Die Cartoons For whom the Bulls toll und Tiger Trouble, welche durch den Rahmen vorgegeben waren, fielen in der deutschen Kinofassung unter den Schneidetisch und wurden dafür durch 6 andere Cartoons ersetzt, von denen fünf nicht einmal synchronisiert wurden. Das, was aus der originalen US-TV-Show noch übrig war, wurde dagegen ordnungsgemäß durchsynchronisiert. Wie passt das zusammen? Nun, meiner Meinung macht die Geschichte nur Sinn, wenn das TV-Original in synchronisierter Form bereits vorlag, hier jedoch schon die oben erwähnten zwei Cartoons der Schere zum Opfer fielen. Die anderen Cartoons wurden dann nur noch im Eilverfahren hinein geklatscht. Lief Goofy der Abenteurer also bereits vorab im deutschen Fernsehen der 60er Jahre? Man könnte es vermuten, wenngleich auch Beweise dafür nicht zu finden sind.

Was nun folgt, ist neben der Synchronanalyse ein Materialvergleich mit der Super-RTL Fassung.

- Die Rahmenhandlung wurde standardgemäß von Gerd Duwner als Goofy bestritten. Seinen Sohn übernahm ein bis dato nicht identifizierter Kindersprecher, bei dem es sich NICHT (soweit ich es heraus hören konnte) um Matthias Einert handelt, der 1967 in Winnie Puuh den Christopher Robin gab.

- A Knight for a Day: Kurios vorab ist erst einmal die Tatsache, dass Goofys Vorfahr nicht Cedric ist, der eigentliche Held der Geschichte, sondern der böse Ritter Sir Conference. Merkwürdigerweise steht wiederum eine Statue von Cedric auf Goofys Dachboden. Die Übersetzungen ins Deutsche machten das Chaos dann komplett. Durch die Handlung führt als Erzähler Heinz Petruo. In der Super-RTL Fassung wurde die Geschichte nur noch am Rande erwähnt und aufgrund der Kürzungen am Material wurde der Cartoon in der Form auch nie auf VHS oder Super8 heraus gebracht, auf letzteren Format nur im O-Ton. Die meiner Meinung nach furchtbare Neusynchro stammt von 1989.

- Californy 'er Bust: Die erste Kinofassung von 1965 ignorierend gibt auch hier Heinz Petruo den Erzähler. In der Mini-Szene mit dem Pferd ruft hier nun auch Gerd Duwner "Indianer". Der Cartoon fiel, wie schon geschrieben, bereits in der US-Fassung der 70er Jahre unter den Schneidetisch und war folglich auch auf Super-RTL nicht zu sehen.

- El Gaucho Goofy: Wurde ebenfalls für den Film neu durchsynchronisiert, da man die Realfilm-Anteile heraus geschnippelt hatte. Den Anfang macht hier wieder Heinz Petruo, dann übernimmt Klaus Miedel als erzählender Gaucho das Geschehen. Hier war natürlich noch der rauchende Goofy zu sehen. Die Super-RTL-Fassung beinhaltet den Cartoon gar nicht mehr.

- The Whalers: Zusammenfassend kann man sagen, dass hier nur die Goofy-Szenen zum Tagen kamen. Kombiniert wurde das Ganze noch mit Goofys Ofen-Szene aus Tugboat Mickey. Duwner spricht als Erzähler im Hintergrund. Diese Fassung hat dann auch nichts zu tun mit der späteren Kino-Synchro, die 1978 in die Kinos kam. Die Super-RTL-Version ist dann noch mal ein Stück kürzer.

- African Diary: Ist der erste Cartoon, der nahezu komplett gezeigt und erneut von Heinz Petruo moderiert wurde. Selbst Super-RTL strahlte die Komplettfassung (neu synchronisiert) aus, obwohl die Darstellung afrikanischer Eingeborener eigentlich zu den Altlasten Disneys gehört.

Nun folgen die Cartoons, die zur Streckung auf Spielfilmlänge hinzu gezogen wurden, wobei For whom the Bulls toil und Tiger Trouble verschwanden (in der Super-RTL Fassung sind diese zu sehen).

- Crazy with the Heat: ist der einzige davon, der synchronisiert wurde und damit das merkwürdigste Puzzleteil in diesem WirrWarr. Hier könnte ich fröhlich weiter spinnen und behaupten, dass im Rohmaterial (meiner imaginären 60er Jahre TV-Fassung) der Cartoon bereits eingebettet gewesen war - aber das ist dann doch ZU weit her geholt. Möglichkeit 2: Man synchronisierte lediglich dieses Filmchen, für die anderen hatte man keine Zeit mehr. Macht das mehr Sinn? Irgendwie nicht! Ein Heinrich Riethmüller hätte mMn jedenfalls nicht so eine Pfuscharbeit abgeliefert.
Wie auch immer, so ist dies auch das einzige Synchronfragment, welches später auf VHS zu finden war. Es befindet sich auf der VHS
Donald macht nie Pause, die den Cartoon sogar als Cover-Titel verwendet. Die wenigen Brocken von Gerd Duwner auf Goofy sind nicht weiter wild (in der Szene, wo Goofy per Lupe eine Mini-Weltkarte inspiziert, fällt der Ortsname Posemuckel, ha ha). Hübsch dagegen die Stimme des Arabers in der Fata-Morgana Szene, der hier mit Benno Hoffmann besetzt wurde. Dieser war drei Jahre zuvor als Sir Hector in Merlin und Mim / Die Hexe und der Zauberer zu hören. Leider sind Hoffmanns Einsätze bei Disney zu selten gewesen, um hier nähere Rückschlüsse bezüglich der Synchrondatierung zu ziehen.

- Polar Trappers, Mickey's Trailer, Goofy and Wilbur, Lion Down und Foul Hunting waren nur im O-Ton zu sehen & hören, wobei Foul Hunting bereits seinen zweiten O-Ton Einsatz im deutschen Kino hatte und Lion Down im Grunde sowieso nahezu dialoglos ist. Mickey's Trailer erschien später in einer Fassung mit Wilfried Herbst (Micky) und Duwner (Goofy). Von Polar Trappers gibt es eine Altfassung mit Wolfgang Völz, die hier eh nicht passen würde. Vom Rest sind bislang keine "klassischen" Synchros bekannt.

- Father's Lion: bildet dann den Abschluss des Films, der in allen Versionen zu sehen war. In der Kinofassung sind entsprechend wieder Duwner und der unbekannte Knirps zu hören. Auch hiervon ist auf Kaufmedien keine klassische Synchro erschienen.


Abschließend sei noch erwähnt, dass 1984 für den Disney-Channel, lose basierend auf dem Original, eine neue Show unter dem Namen The Roots of Goofy erstellt wurde. Durch das Programm führte Gary Owens. Der inzwischen verstorbene Radio-DJ und Synchronsprecher war in so manchen Projekten Disneys involviert gewesen. Diese Show hat jedoch mit dem Original so gut wie nichts mehr zu tun und beinhaltet nur noch einen wilden Mix aus allen möglichen Goofy-Cartoons sowie einigen Fragmenten der originalen Rahmenhandlung. Unter dem Namen Goofys Vorfahren wurde das Ding ebenfalls auf Super-RTL ausgestrahlt.