David Niven Clark Gable
Rex Harrison George Sanders
Peter Cushing Edward Andrews
Marlin Perkins - Im Reich der wilden Tiere Bernard "M" Lee
DER FÜRST UND DER DOYEN

Zu einer Zeit, als Männer ab Vierzig noch tragende Rollen spielten und weniger ein trauriges Randgruppendasein fristeten, hatten diese beiden Herren Hochkonjunktur. Dabei stellt sich neben der obligatorischen Frage "In welchen Filmen haben die beiden NICHT gesprochen ?" vielmehr eine ganz andere : "In welchen Filmen haben die beiden nicht GEMEINSAM gesprochen ?". Schürenberg und Schoenfelder waren die unersetzbaren Grand Signeurs der deutschsprachigen Kino- und Fernsehunterhaltung und zudem noch die Lieblinge einer ganzen Edgar Wallace Generation ....

 

Siegfried Schürenberg

Siegfried Schürenberg

 

(12. Januar 1900 - 31. August 1993)

 

Disney-Sprechrollen :

 

Shir Khan - Das Dschungelbuch
General Teager - Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett

 

 

Für lediglich eine einzige Trick-Rolle durfte er in einem Disneyfilm sein Talent zum Besten geben ... aber was für eine. Shir-Khan, dieses verachtenswerte Wesen mit einem Wolfgang Luschky, Arnold Marquis, Holger Hagen oder gar G.G. Hoffmann zu besetzen hätte nur einen greulichen Tiger hervorgerufen, bei dem die Kinder Nachts nicht hätten schlafen können. Doch Schürenberg verwandelt den König des Dschungels in ein hinterlistiges Biest, dem man am liebsten noch mit einem Lächeln in den Arsch treten möchte.

 

Als Sohn einer Opernsängerin und eines Schauspielers kam er als Siegfried Wittig in Detmold zur Welt, besuchte in Gera Grundschule und Gymnasium. Nach dem 1. Weltkrieg nahm er in Berlin Schauspielunterricht und debütierte 1920 in Stolp. Als Pseudonym hatte er sich den Mädchennamen seiner Großmutter auserkoren. Nachdem er über Potsdam, Stralsund, Bonn, Stettin, Kiel, Hamburg und Bremen durch die Provinzen tingelte, ging Schürenberg 1929 an das Zürcher Schauspielhaus. 1931 führte ihn der Weg nach Berlin, wo er nur noch selten Theater spielte und sich zunehmend im Film und der Synchrontätigkeit engagierte. Lediglich im 2. Weltkrieg spielte Schürenberg noch einmal intensiv Theater im besetzten Straßburg und von 1945 bis 1952 wiederum in Zürich. Fortan wurde Westberlin seine Wirkungsstätte. Besondere Popularität erntet der Mime als leicht seniler Polizeichef Sir John in etlichen Wallace-Krimis.

 

Siegfried SchürenbergSchürenberg galt mit seiner eleganten, leicht nasalen Stimme als "Fürst" der Synchronsprecher. Seine Stammrollen waren u.a. Louis Calhern, Walter Pidgeon, Fred Clark, Joel McCrea, Cifton Webb und insbesondere George Sanders, der übrigens auch die Originalstimme Shir-Khans gewesen ist. Paraderolle für ihn auch als Julius Cäsar, den er manches Mal in Asterix-Filmen zum Besten geben durfte. Berühmtheit im Synchrongewerbe erlangte Schürenberg auch durch Clark Gable, für dessen Rolle in Vom Winde verweht er als Stimme von MGM 1953 persönlich ausgesucht wurde, ja man bestand gar auf ihn. 20 Jahre später zog er sich mit seiner Frau ins Privatleben zurück und lebte weitere 20 Jahre bis zu seinem Tod als "Eremit von Berlin-Frohnau".

 

 

 

 

 

 

 

Friedrich Schoenfelder

Friedrich Schoenfelder

 

(geb.: 17. Oktober 1916 - 14. August 2011)

 

Disney-Sprechrollen :

 

George Banks (David Tomlinson) - Mary Poppins
Emelius Browne (David Tomlinson) - Die tollkühne Hexe ...

Erzähler - Schneewittchen (3. Synchro)

Erzähler - Die Schöne und das Biest

Dr. WasDenn - Basil der große Mäusedetektiv

Der Kaiser von China - Mulan

Walt Disney selbst in dessen früheren TV- und Filmauftritten
Doc Hudson - Cars - Autos wie wir (Pixar)
div. Cartoons

 

weitere Zeichentrick-Sprechrollen (Auswahl) :

 

Erzähler - Yellow Submarine
Erzähler - Mein Bruder der Supermann
Erzähler - Zuckermanns Farm
Erzähler - Asterix der Gallier (2. Fassung)

Präfekt - Asterix erobert Rom
Der "alte" Chef - In der Arche ist der Wurm drin
Erzähler - Charlie, alle Hunde kommen in den Himmel

Brigardier Q - Freddie der Superfrosch

 

 

Auch wenn persönliche Meinung hier fehl am Platz sein sollte : Herr Schoenfelder ist meine absolute Lieblingsstimme. Eine undefinierbare Sanftheit zwischen "nicht mehr Papa" und "noch nicht Opa" ist das Geheimnis der am meisten eingesetzten Prolog- und Erzähl-Stimme der deutschen Synchrongeschichte. Der schon recht früh ergraute (oder sollte ich sagen ersilberte ?) Schauspieler war auch optisch stets schwer auf ein Alter festzulegen. Schoenfelder IST und BLEIBT zeitlos - Punkt !

 

Friedrich SchoenfelderSchoenfelder wurde 1916 als Sohn eines Architekten in Sorau geboren und wuchs in Frankfurt-Oder, Wickersdorf und Berlin auf. Nach dem Gymnasium besuchte er die Schauspielschule des Preußischen Staatsthaters Berlin, wo er von 1936 - 1939 sein erstes Engagement bekam. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft war er von 1946 - 1950 Mitglied des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart. Von 1951 - 1958 stand er an den Städtischen Bühnen Frankfurt am Main unter Vertrag. Ab 1958 war er vorwiegend an Berliner Bühnen tätig. Er gastierte u.a. am Theater des Westens, am Hebbel-Theater, am Renaissance-Theater und zum Schluss am Theater am Kurfürstendamm, wobei er stets die Rolle des charmanten Gentlemans übernahm.

 

Dieses Image pflegte Schoenfelder neben deutschen Filmrollen auch stets seinen Synchronparts aufs Auge zu drücken. David Niven, Rex Harrison, Peter Cushing und auch James Mason waren seine bevorzugten Arbeitgeber. Der "Butler Alfred" Michael Gough in allen Batman-Filmen wäre ohne Schoenfelder undenkbar, ebenso wie David Tomlinson in Mary Poppins oder Die tollkühne Hexe .... Doch war wie gesagt seine Stimme besonders in netter Erzählweise beliebt, was ihn auch im Rundfunksektor bekannt machte. Und mal ehrlich, wer hätte damals Marlin Perkins (Im Reich der Wilden Tiere) oder Walt Disney selbst besser synchronisieren können? Dem Mimen schmeckte dieses Nett-Herren Image aber eigentlich gar nicht. Wie gerne hätte er öfter auch mal schmierige Fieslinge gesprochen - wie etwa Peter Cushing in Krieg der Sterne. Friedrich Schoenfelder starb im Alter von 94 Jahren und wurde Auf dem Friedhof von Zehlendorf zur letzten Ruhe gebettet.


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