SPECIAL :
Die Nippon-Kinder

Was wurde aus Heidi
und Biene Maja?

Ich hatte mir zwar vorgenommen ... und dabei bleibe ich vorerst auch ... TV Serien auf meinen Seiten nicht hinzuzufügen, doch dieses Thema fand ich dann doch zu interessant, um es nicht aufzugreifen. Immerhin beherrschten bereits in der Kindheit meiner Generation japanische Trickfilmserien die TV-Landschaften. Die erste Anime-Serie im deutschen Fernsehen war Speed Racer (Tatsunoko Productions, 1967), von der ab dem 18. November 1971 in der ARD drei von ursprünglich acht geplanten Folgen gezeigt wurden. Aufgrund Protesten von Eltern, Pädagogen und Medien wurde jedoch die vierte, bereits angekündigte Folge kurzfristig gestrichen. Im Frühjahr 1973 fanden zwei weitere Folgen ohne Vorankündigung als Ersatz für ausgefallene Asterix-Sendungen ins Programm, danach wurde die Serie nach erneuten Protesten vollständig abgesetzt. Dem Eierkopf Calimero (Toei Animation) war, da wesentlich kindgerechter, mehr Erfolg beschienen. Man muss es sagen, wie es ist, Animes haben und hatten nie eine besonders hochwertige Qualität. Stilistisch auf das Nötigste reduziert sowie inhaltlich furchtbar in die Länge gezogen, hatten sie gegenüber den rasanten Six Minute Cartoons der US-Konkurrenz jedoch einen entscheidenden Vorteil : gestresste Hausfrauen konnten ihre Blagen fast eine halbe Stunde am Stück in die Röhre gucken lassen. Dass sich die Mütter dann später dazu setzten, mitschauten und die Bügelwäsche am Ende doch liegen ließen, das war die Schuld von Wickie, Biene Maja und schließlich Heidi. Mit lustigen, absolut gewaltfreien Storys und netten Figuren waren sie ein Spaß für Jung und Alt. Die von Zuiyo Enterprise (später Nippon Animation) und Taurus Film/Apollon Film geschaffenen Gemeinschaftsproduktionen wurden ab 1974 allesamt Übernacht-Erfolge in Deutschland. Von der kleinen Maid Heidi waren die Asiaten selbst derart begeistert, dass Zuiyo 23 inhaltlich ähnliche Serien ins Rennen schickte. Gottlob hatten unsere damals drei Kanäle keinen Sendeplatz dafür. Doch das deutsche Volk hatte Blut geleckt und so schickten die Fernsehanstalten im Jahrestakt noch Sindbad, Pinocchio und schließlich die ältere Serie Kimba - der Weiße Löwe (orig. 1965, aber erst 1977 ausgestrahlt) ins Rennen, bis selbst das TV-geilste Kleinkind restlos übersättigt war. Einen letzten Höhenflug erlebte 1978 noch einmal die gelungene Si-Fi Serie Captain Future, die jedoch in vielerlei Hinsicht als absoluter Einzelfall gilt. Weitere Serien wie Nils Holgersson, Tao Tao und Alice im Wunderland konnten den einstigen Hype dann nicht mehr in die 80er Jahre retten. Den Todesstoß gab dem Ganzen schließlich die WIRKLICH üble zweite Biene Maja Staffel, qualitativ unhaltbar und nicht im Mindesten mit dem, ja man kann schon sagen "Original" vergleichbar.

Dass sich die meisten Ausstrahlungen der 70er Jahre bis heute ihren Kultstatus bewahren konnten, verdanken sie bestimmt nicht den Sendeanstalten. Gekürzte, verstümmelte bis gar nicht gesendete Folgen sowie falsche Reihenfolgen (Sindbad & Captain Future) spiegelt die halbherzige Arbeit von ORF und ZDF wider. Echte Klasse hatte dagegen die Musik dieser Serien. Was sich Gerd Wilden, Karel Svoboda, der leider im Februar 2007 Selbstmord beging, und Christian Bruhn hier zusammen komponiert hatten, um die für unser Ohr schmerzerzeugenden Japan-Klänge zu ersetzen, verdient in meinen Augen Respekt und durchaus auch größere Beachtung. Die Melodien haben insgesamt weitaus mehr zu bieten als nur die zu heutigen Schlager-Events geretteten Titelsongs.
Zum anderen war da die fabelhafte Arbeit von Dialogregisseur
Eberhard Storeck, der quasi als Kult-Papst der Serien Wickie und Biene Maja gefeiert werden darf. Als Stimme von Biene Willy und Wikinger Snorre überspitzte er dabei seinen eigenen Humor noch mit seinem traumhaft-trotteligen Genörgel, den die Kinder von damals ihr Leben lang nicht vergessen werden. Parallel schrieb Storeck übrigens auch einem Gerd-Günther Hoffmann die sarkastischen Paulchen Panther Reime in den Mund und war auch als Smöredbröd-Chefkoch in den Muppets bekannt.


"Snorre" Storeck und "Tjure" Werner Abrolat

Ohne Frage peppten deutsche Dialoge die damaligen Serien enorm auf und machten vor allem die Kindersprecher jener Zeit fast schon zu geistigen Vorbildern ihrer Generation. Wobei wir dann auch beim Thema wären. Was ist aus den frechen Gören und naseweisen Dreikäsehochs von damals eigentlich geworden ? Sind sie als Sprecher immer noch aktiv oder hat sie die Pubertät "dahingerafft" ? Waren es überhaupt immer Kinder oder hat man uns hier und da auch mal geleimt wie aktuell bei den Simpsons ? Zur Beantwortung dieser Fragen verlassen wir also die heutige Zeit der Anime Überproduktion, in denen Kartenspiele, Sammelfiguren, Brummkreisel und weltzerstörende Superkräfte das Genre beherrschen und drehen das Rad rund 30 Jahre zurück, als noch Bienen in Blumen träumten, sich kleine Mädchen auf grünen Almen sonnten und schüchterne Normannen-Bälger die Weltmeere bereisten.

Wickie

Florian Halm Wickie

Judd Law Colin Farrell

Die Rolle des pfiffigen Wikinger-Wunderkinds sprach einst der Münchner Florian Halm. One Punkt und Komma und das dazu notwendige Luftholen schnatterte "er" seine Kriegerkollegen glatt an die Wand. Als sich dann die ersten Bartstoppeln bemerkbar machten, wich er nach der fälligen Schauspielausbildung auf die kommende Generation talentierter Kino-Youngsters aus. Dazu gehörten seit den 90ern auch schon mal Stars wie Christian Slater, Adam Sandler, Ben Stiller und Johnny Depp (u.a. Die Neun Pforten). Jedoch blieb ihm eine Dauerrolle stets verwehrt, während seine Kollegen David Nathan, Oliver Rohrbeck, Dietmar Wunder oder Philipp Moog immer wieder auf die erwähnten Mimen den Zuschlag erhielten. Schließlich gelang ihn mit den Schauspielern Jude Law (Aviator) und Colin Farrell (Miami Vice "2006") im neuen Jahrtausend eine einigermaßen dauerhafte Kontinuität. Sein älterer Bruder Martin Halm, stimmlich nur schwer zu unterscheiden, hatte mehr Pech. Als erste Stimme von Tom Cruise (Lockere Geschäfte) verlor er diese Superrolle bald an Stephan Schwartz. Seitdem hinkt Martin (zu hören als Elf Haldir in der Herr der Ringe - Trilogie) seinem Bruder karrieremäßig etwas hinterher.

 

Ylvie

 

Alexandra Mink Ylvie

Jennifer Jason Leigh Kathryn Erbe

 

Alexandra Ludwig, die Wickies treuer Freundin die Worte in den Mund legte, ist die Tochter des 1995 verstorbenen Münchners Kurt Eugen Ludwig, der vielen als Stimme von David "Scotty" Doohan (Raumschiff Enterprise) in Erinnerung bleiben wird. Er selbst sprach in der Normannen-Serie übrigens den "schrecklichen Sven". Nach weiteren Trickrollen, etwa Celia in der Serie Alice im Wunderland, wurde Alexandra in den 90er Jahren die feste Stimme von Jennifer Jason Leigh. Ihr etwas verrucht klingendes Timbre kam gelegentlich auch Ashley Judd, Patricia Arquette oder Wyona Ryder (Das Geisterhaus) zu Gute. Ihre bekannteste Disney-Rolle ist das Porzellinchen aus den Toy Story Filmen. In der Crime-Serie Criminal Intend jagte sie als die unerhört attraktive Det. Eames (Kathryn Erbe) Bösewichtern nach. Aus der Zusammenarbeit Alexandras und ihrem Wickie-Kollegen Florian Halm muss wohl eine innige Freundschaft entstanden sein ... sie heirateten später.

 

Inzwischen ist Alexandra Ludwig jedoch eine verheiratete Mink, nachdem sie ihrem Synchron-Kollegen Oliver Mink das Ja-Wort gab. Dieser wiederum war in den 70ern noch die Stimme von "Dick" der TV-Serie Fünf Freunde und ist heute u.a. als Feststimme von Mark Wahlberg (Planet der Affen) aktiv. Dass er als Kinostimme von Vincent D'Onofrio diesen nicht auch in Criminal Intend (an der Seite seiner Frau) sprechen darf, ist schon irgendwie traurig. OK, soweit aus der Rubrik Yellow Synchron Press ...

 

Sindbad

 

Jan Odle Sindbad

Bob Goldthwait Will Smith

 

In der Rolle des abenteuerlustigen Knaben aus 1001 Nacht nagte der Stimmbruch bereits kräftig an den Bändern von Ian Odle. Wer dessen richtige Kinderstimme hören will, muss ein wenig tiefer graben. Als Schmusedeckenfanatiker Linus mimte er bereits Anfang der 70er den besten Freund Charlie Browns. Obwohl das Nachwuchstalent mit seiner schon damals sehr markanten Stimme Bravour bewies, konnte er wohl nicht ahnen, dass er einst einen Megastar Lippe an Lippe begleiten würde. Mit seiner lausbüb'schen Mischung aus Verzweiflung und Ironie in der Stimme, die Ian auch nach dem Stimmbruch nicht wieder verlor, war er wie geschaffen für den frechen Will Smith in der Sit-Com Der Prinz von Bel-Air. Seitdem ist eine Trennung des Duos Smith/Odle schier undenkbar geworden und nur selten kann ihm jemand die Rolle streitig machen - wie etwa Leon Boden in Independence Day. Neben Anthony Anderson (Departed) sprach Odle früher auch regelmäßig für Bob Goldthwait, den totalen Psychopaten aus der Police Academy Reihe. Erfreulich ist, dass Ian nicht ausschließlich für Afro-Amerikaner verheizt wird, wie es seinem leicht stimmverwandten Kollegen Charles Rettinghaus oft widerfährt. Odles bekannteste Disney-Rolle : Heuschrecke Fred in Pixars Das große Krabbeln.

 

Sheila

 

Inez Günther

Sheila

Jillian Armenante (Donna Kozlowski)

 

Über das deutsche Sprachtalent von Sindbads Plappervogel - Inez Günther, ist nur wenig bekannt. Zwar sind keine genauen Geburtsdaten im Umlauf, jedoch ist stark anzunehmen, dass Frau Günther Zöpfe und Dauerlutscher in den 70ern schon weit hinter sich gelassen hatte. An Rollen mangelt es der Süddeutschen lange Zeit nicht, sei es einst als Annika (Pipi Langstrumpf), Die Rote Zora, Daunenfein (Nils Holgersson), die Drachenlibelle aus der Pink Panther Serie oder Benny Bunny (Alice im Wunderland), später als Sailor Moon (ab der 2. Staffel), Kicky in Darkwing Duck und Klassenstreber Martin (Die Simpsons). Bis heute ist Inez dem Anime treu geblieben, spricht in vielen Serien immer wieder kleinere Nebenrollen. Die großen hat ihr jedoch ihre Kollegin Sabine Bohlmann (Lisa Simpson / Pikachu - Pokemon / Kenny - South Park) weggeschnappt. Seltener sind leider Günthers Auftritte in Sit-Coms ("Karen" in Will & Grace) oder gar ernsten Produktionen (Paradebeispiel : "Donna Kozlowski" - Für alle Fälle Amy), die sie mit ihrer undefinierbaren, jung gebliebenen Sprachfärbung brillant meistert ... ein charmantes Ausnahmetalent.

 

Hassan

 

Manou Lubowski

Hassan

 

Neben Sindbads damals stimmlich schon gereiften Freund Ali-Baba (Nico Macoulis) wäre da noch die kecke Stimme von Manou Lubowski zu erwähnen, der mit seinem leichten Sssprachfehler die Zuschauer verzückte. Weitaus bekannter wurde er unter Hörspielfreunden in der TKKG-Rolle des "Klößchen" Willy Sauerlich. Als Möchtegern-Halbstarker Jake Ochmonek machte "er" später Lynn Tanner in ALF das Leben schwer. Ebenso schwer tut sich Manou heute im Synchron-Gewerbe. Er ist zwar im Geschäft, kriegt aber selten erinnerungswürdige Rollen ab.

 

Biene Maja

 

Scarlett Cavadenti Biene Maja

Renée O'Conner

Jessie

 

Scarlett Lubowski, heute eine verheiratete Cavadenti, hat es im schwarzen Gewerbe nicht leichter als ihr Bruder Manou. Der einstige Liebling aller Kinder hat sich zwar mit Jessie aus dem Team Rocket (Pokémon) seit 1999 wieder eine Anime-Dauerrolle erobern können, kriegt aber sonst nur eher zweitrangige Rollen ab, etwa die Fantasybraut Gabrielle (Renée O'Connor - Xena) oder Green Libby alias Jenna Leigh Green (Sabrina-Total verhext).

 

Ken Scott

 

Sven Plate Ken Scott

Bugs Bunny

 

Sven Plate, der den kleinen Steppke aus Captain Future belebte, hat da schon eine reichhaltigere Vita anzubieten. Seine wichtigste Kinderrolle vollzog der Berliner als Billy im Scheidungsdrama Kramer gegen Kramer (mit Dustin Hoffman & Meryl Streep). In der Bill Cosby Show synchronisierte er später Theos durchgeknallten Kumpel Cockroach. Seit den 90ern ist er Dauergast für mittelgroße Rollen in US-TV-Serien wie etwa Star Trek:TNG, Buffy, Emergency Room, Roswell oder Diagnose : Mord. Einen festen Platz hat er jedoch wieder in der Animationsbranche gefunden. Nach Plucky Ducky (Tiny Toons) ist er spätestens seit Space Jam die feste Stimme von Bugs Bunny.

 

Nils Holgersson

 

Philipp Brammer Nils Holgersson Giovanni Ribisi Matthew Lillard

 

... wurde mit der recht kehligen Stimme Philipp Brammers versehen. Dieser sprach auch Peter Pan in der gleichnamigen Anime-Serie. Philipps Karriere ähnelte der Florian Halms. Zwar ließ sich der richtige Superstar für seine Stimmbänder nie finden, aber dennoch war Philipp mehr als präsent in der Branche. War ja nicht seine Schuld, wenn aus den Hollywoodsternchen, die er synchronisierte, nie was großes wurde. So war er u.a. für Giovanni Ribisi (Lost in Translation) und Matthew Lillard (Scooby-Doo) immer wieder gerngesehener Studiogast. Weitaus bekannter war Philipp bei den Trickfilm-Fans. "Seine" Figur Lorenor Zorro aus One Piece galt vor allem bei den weiblichen Zuschauern lange Zeit als der Top-Anime-Recke überhaupt ... sicherlich auch Brammers Verdienst. Am 28. Juli 2014 verunglückte er während einer Bergsteigertour bei Ramsau, einen Monat vor seinem 45. Geburtstag.

 

Kimba und Kitty

 

Cornelia Meinhardt Kimba Angelika Pawlowski Oliver Grimm

 

Oliver Grimm, Kimbas ältere Stimme (ganz rechts) war das cineastische Pendant zum etwas späteren Heintche der Schlagerwelt. Er war DER Kinderschauspieler der 60er Jahre und rührte an der Seite von Heinz Rühmann in Wenn der Vater mit dem Sohne eine ganze Nation zu Tränen. Doch dass Undank der Welten Lohn ist, davon können wohl alternde Jungstars wie er jenseits von La-Le-Lu ein Lied singen. Die Rollen wurden immer knapper, bis es mit der Karriere schließlich ganz vorbei war. In der Synchronbranche suchte er ein neues Standbein, war mit seiner kurios-brüchigen Stimmlage jedoch nur spärlich einzusetzen, etwa als Pfiffikus in Die Schlümpfe und die Zauberflöte. Von der Öffentlichkeit nahezu vergessen verstarb Grimm am 10. Oktober 2017 in Passau an einem Krebsleiden.
Den ganz jungen Kimba sprach Angelika Pawlowski. Sie ist den älteren Fans vor allem als Vogel Tweety ("böse Miethsekathse") der Warner-Cartoons ein Begriff. Für Disney sprach sie Kätzchen Marie in Aristocats und Penny aus Bernard & Bianca. Auch von ihr gibt es heute kein Lebenszeichen mehr.

Kittys deutsche Stimme Cornelia Meinhardt (links) hat sich dagegen wacker halten können. Sie ist als Sally Field (Mrs. Doubtfire / Forrest Gump) und Quasi-Feststimme für Holly Hunter bekannt. Im Animationsfilm Das magische Schwert (Warner) ist sie als Lady Juliana zu hören.

 

Calimero und Priscilla

 

Daniela Reidies Calimero & Kitty Wolfgang Ziffer

 

Auf Wolfgang Ziffer, der 1972 bereits 32 Lenze zählte, werde ich hier nicht näher eingehen. Die Comic-Stimme schlechthin hatte alleine für Disney derart viele Sprechrollen, dass eine eigene Kurzbiografie mehr als gerechtfertigt ist. Daniela Reidies war damals jedoch noch recht grün hinter den Ohren, mit gerade mal vier oder fünf Jahren, sofern die Daten stimmen, quäkte sie als Freundin des Eierkopfes herum. Nach diesem frühen Synchroneinstieg ward sie lange nicht gehört. Erst in den Neunzigern kam sie wieder aus der Versenkung hervor ... und schnatterte fröhlich weiter, ob als Tochter Charlene (Die Dinos), Molly (Käpt'n Balu), Karabinchen (Goofy & Max) oder Susi Carmichael im Film Die Rugrats auf Achse.

 

Heidi und Peter

 

Thomas Ohrner Peter & Heidi

 

"Wer war die deutsche Stimme vom Ziegen-Peter?" - mit dieser Frage schockte einst Günther Jauch einen Ratekandidaten bis ins Mark. Viele wissen es wirklich nicht, dass hinter dem etwas tumben aber liebenswerten Hirtenjungen die Stimme von Thomas "Tommi" Ohrner steckte. Als Nachwuchstalent war er als Timm Thaler und Manni, der Libero vor der Kamera zum Publikumsliebling. In einer der vielen Peanuts-Synchronphasen war er auch einmal die Stimme von Charlie Brown. Doch auch uns Tommi wurde mal erwachsen und suchte verzweifelt seinen Platz in der Gesellschaft. Mit den ewigen "Ich probier's auch mal" - Sendungen Versteckte Kamera und Glücksrad war ihm dabei nur wenig Glück beschienen. Von Kristin Fiedler war nach Heidis herzlichem Geplapper dagegen gar nichts mehr in dieser Größenordnung zu hören ... schade, vielleicht wäre eine neue Traudel Haas aus ihr geworden.

 

Klara

 

Uschi Wolff Klara Debra Winger

 

Die Traumsprechrolle für Kinder schlechthin wurde Uschi Wolff bereits 1966 zuteil. Da durfte sie unter der Leitung von Eberhard Cronshagen Disneys Schneewittchen neu einsprechen. Mit dieser Erfahrung war sie ihren beiden jüngeren Kollegen Ohrner und Fiedler natürlich um Längen voraus. Das bewies sie auch als Gute Fee in der Serie Pinocchio sowie Sheherazade in Sindbad. In den 80er Jahren wurde Uschi recht häufig engagiert, neben Demi Moore (Das 7. Zeichen) oder Rae Dawn Chong (Der Prinzipal) fand sie mit ihrem leicht kummervoll klingenden Ton vor allem in Debra Winger (Ein Offizier und Gentleman) ihr Hollywood-Ebenbild. Für TV-Serien sprach sie die "Emma" (Falcon Crest), "Crystal" (Roseanne) und "Sheila" (Unter der Sonne Kaliforniens). In den 90ern wurde es dann etwas ruhiger um sie. Zu ihren letzten bekannten Filmrollen gehört wieder ein Disneystreifen - Carlotta in Arielle (2. Fassung). Als Cartmans Mutter erklingt sie noch regelmäßig in der Serie South Park.

 

Pinocchio und Gina

 

Helga Anders Pinocchio & Gina

 

Ähnlich wie Sheila in Sindbad waren diese beiden Sprecherinnen natürlich Fakes. Helga Anders, die auch als Schauspielerin von sich Reden machte, war zur Pinnocchio-Zeit bereits 28. Ihr nach Whiskey durchzechter Nacht klingendes Organ, welches sie auch dem Nager Krümel in Nils Holgersson lieh, hatte irgendwie eine frappierende Ähnlichkeit mit dem ebenfalls durch Alkohol vergrätzten Klang des Super-Groupies Marianne Faithful. Mann muss kein großer Hellseher sein, will man Rückschlüsse über ihren Tod im März 1986 ziehen. Ihre Kollegin Christa Häußler (Ente Gina) war quasi in allen damaligen Anime-Serien kurz mal zu hören, ob als kleine Ameise (Biene Maja), Maria (Wickie) oder Daunenfein (Nils Holgersson - bevor Inez Günther diese Rolle übernahm). Seit dieser Zeit ist sie spurlos verschwunden.

 

Alice

 

Madeleine Stolze Alice Catherine Zeta-Jones

 

Auch Madeleine Stolze war in der letzten klassischen, jedoch schon recht platten Anime-Serie Alice im Wunderland (ab 1983) bereits gute 20. Etwa zehn Jahre zuvor sprach sie Linus freche Schwester Lucy in den Peanuts. Frau Stolze darf sich wohl stolz als erfolgreichste Synchronsprecherin von allen hier Vorgestellten präsentieren. Sophie Marceau, Teri Hatcher, Kate Winslet, Juliette Binoche, Julia Ormond, Emanuelle Béart, Helen Hunt und Catherine Zeta-Jones sind nur einige Stars, die sie verdeutschen durfte, wenn auch nicht regelmäßig (Frauen werden in der Branche leider wesentlich austauschbarer als Männer behandelt). In TV-Serien war Madeleine als jüngste Tochter "Elisabeth" (Die Waltons), "Lynn Tanner" (ALF), "Jackie" (Roseanne) und "Lucy Ewing" der Über-Soap Dallas zu hören. Selbst Elisabeth Taylor und Marilyn Monroe gehörten zwecks Neubearbeitungen schon zu ihrem Stundenplan. Ihre großen Disney-Auftritte hatte sie schon in jungen Jahren : Feline (Bambi   - 2. Synchro) und Hasenmädchen Sis (Robin Hood). Ob es wohl in Pixars Das große Krabbeln als Prinzessin Atta nach fast 30 Jahren ein fröhliches Wiedersehen mit ihrem alten Peanuts-Kollegen Ian Odle gab? Nun, eher nicht, da sie damals in Berlin synchronisierte und er in München.


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