Interview mit Dr. Michael Nowka

 

Sein Doktor in Wirtschaftswissenschaften liegt schon lange zurück, ebenso wie sein Tod in Steiners eisernem Kult-Kreuz. Die perfekte Stimme für perfide Muttersöhnchen hat es schon seit Jahren mehr auf die andere Seite der Studio-Glasscheibe verschlagen, wo er Filmen wie Vanilla Sky, Jurassic Park und Gladiator seinen Synchron-Stempel aufdrückt. Seit Nowkas Shrek-Bearbeitung ist und bleibt er wohl auch bis auf Weiteres erste Wahl bei der Verdeutschung großer CGI-Kassenschlager wie den Ice Age- oder Madagaskar-Filmen. Während der Videosynchro zu Jagdfieber 2 stellte sich Dr. Nowka den Fragen von Saskia Asmus.

 


Asmus: Wie kam es dazu, dass Sie Animationsfilme synchronisieren?

Nowka: Das hat sich durch Shrek eigentlich so ergeben. Mir wurde der Film damals angeboten zu bearbeiten. Der Film  war ja ein sehr großer Erfolg und dann macht man natürlich auch den zweiten und sogar dritten Teil. Da haben eben einige gesagt, dass ich die Sache sehr gut mache und ich war auch zufrieden mit meiner Arbeit und war dann auf diese Animationsfilmschiene festgelegt.

Asmus: Bearbeiten Sie gern Animationsfilme?
Nowka: Sehr gerne. Das ist immer lustig solche Filme zu machen. Animationsfilme sind ja immer Comedy auf eine Art und Weise, als man das vielleicht normalerweise kennt. Und die Figuren bei den gut gemachten Filmen haben einen richtigen Charakter, den man auch dementsprechend bedienen muss. Das macht man natürlich primär mit dem Text und auch mit der Besetzung.

Asmus: Wo liegt als Synchronbuchautor der Hauptschwerpunkt?
Nowka: Der Rhythmus – des Gesamten. Also nicht nur des einzelnen Satzes, sondern wie das auch mit den Dialogen funktioniert. Entscheidend für den Zuschauer ist, dass das alles passend zum Bild abläuft und da spielt der Rhythmus eine große Rolle. Eine gute Synchronisation erkennt man eben daran, dass es nicht auffällt, dass es eine Synchronisation ist. Alles muss ineinander verzahnt sein.

Asmus: Was ist das Besondere bei der Bearbeitung eines Animationsfilms? Und wenn Sie das Dialogbuch für einen Film schreiben, welche Zielgruppe haben Sie vor Augen?
Nowka: Alle. Diese Filme sollen so vielen Menschen wie möglich Spaß machen. Animationsfilme sind relativ leichte Kost und man muss nach Möglichkeit alle erreichen können. Die Oma soll genauso Spaß haben wie der 4jährige Enkel, der mit ihr in den Film geht. Das bedeutet aber auch, dass beide nicht zwingend über die gleichen Sachen lachen müssen, sondern jeder auf seine Weise bedient wird und werden muss. Die Kinder sollen ihren Spaß haben und die Erwachsenen sollen eben auch über bestimmte versteckte Jokes und Anspielungen schmunzeln können, die sie normalerweise nur in einem "Erwachsenenfilm" finden würden. Der animierte Film ist in Deutschland kein Kassenschlager, aber durch Shrek hat sich viel verändert. Die Filme sind, eben weil man auch Erwachsene ins Kino locken will, intelligenter geworden. Doch man versucht hier in Deutschland wirklich alle Altersgruppen zu bedienen, was vielleicht in anderen Ländern oder gerade in den USA anders ist. Dort gibt es eben eine eigene Animationsfilm- oder auch Zeichentrickfilmkultur. Ähnlich sieht es ja in Frankreich aus. Doch diese Filme sind kein Kinderkram mehr und erleben eine Art Renaissance. Das sieht man allein darin, dass es mitunter sehr teure Produktionen sind. Nur in Deutschland kommt das Argument Animationsfilm = Erwachsenenfilm eher schleppend daher.

Asmus: Achten Sie daher auf kindgerechte Sprache?
Nowka: Natürlich bleiben die Kinder im Hinterkopf, wenn man den Text schreibt. Man versucht keine gewalttätige Sprache zu benutzen oder man vermeidet Fäkalsprache, da so etwas nicht sein muss. Man weiß, dass auch Kinder sich diesen Film ansehen werden, weil es nun mal ein Animationsfilm ist. Ich meine, in Open Season (Anm.: Jagdfieber) bewerfen die sich gegenseitig mit Hasen. Das habe ich dann als Hasenpfeffer bezeichnet, klingt ja auch ganz niedlich und man kennt den Begriff eigentlich aus der Küche. Aber das passte in diesem Fall ganz gut und klingt irgendwie besser und nicht so brutal wie rabbit fight oder so etwas. Man versucht die gesamte Sprache etwas zu verniedlichen glaub ich, aber ohne kitschig sein zu wollen.

Asmus: Wie wichtig erscheint Ihnen die Textnähe zum Original?
Nowka: Es passiert natürlich immer häufiger, dass der amerikanische Satzbau und Anglizismen durchscheinen. Ich versuche in Punkto Text immer einen Mittelweg zu finden. Manche Sachen sollte man einfach nicht amerikanisch lassen und versuchen ein deutsches Äquivalent zu finden, damit es auch komisch wird. Das Hauptziel: Lacher im Publikum. Außerdem sollte man die charakterlichen Unterschiede auch durch die Sprache erkennen können. Ein Hochschulprofessor spricht einfach anders als ein Bauarbeiter. Das muss in der Synchronisation natürlich beachtet werden. Es ist erschreckend, wie schnell sich unsere Sprache entwickelt. Gerade jugendsprachlicher Stil ist da sehr populär, auch wenn ich manchmal finde, dass die sich gar nicht mehr ordentlich ausdrücken können oder wollen. Aber da sich Sprache eben so unterschiedlich gestaltet, kann ich durch die Sprache auch eine gewisse Zugehörigkeit zu einer Gruppe erschaffen. Da hab ich auch sehr viele Freiheiten, es sei denn ich synchronisiere Shakespeare.

Asmus: Kann man denn fernab vom Originaltext bestimmte Eigenschaften eines Charakters verstärken oder verändern?
Nowka: Es gibt natürlich Einschränkungen und gerade bei Filmen wie Shrek, Ice Age oder Madagaskar gibt es strikte Vorgaben, an die ich mich halten muss. Man soll möglichst nah am Original bleiben und das wird dann auch durch die oberste Ebene eines Supervisors geprüft und kann bis zum Produzenten des Films gehen. Und nur, wenn die reine Übersetzung für das deutsche Publikum nicht mehr verständlich ist, weil es diese Redewendung im Deutschen nicht gibt, dann ändere ich das. Ansonsten bleibt man hart am Original.

Asmus: Und bei Filmen, die kein Kassenschlager in den USA waren, hier aber trotzdem bearbeitet werden? Zum Beispiel Open Season?
Nowka: Ich sehe meine Aufgabe darin, einen Film so erfolgreich wie möglich zu machen. Und da gehe ich teilweise eben auch über Leichen. Und wenn mir da nicht die Zügel angelegt werden, bin ich in der Lage bestimmte Dinge des Films auch effektiv zu verändern. Das ist dann immer die Frage, inwieweit geht der Auftraggeber da mit und ist es sogar erwünscht, Eigeninitiative an den Tag zu legen. Da gibt es verschiedene Auffassungen und man kann man ja vorher alles ausdiskutieren. Es gibt im Vorfeld die Buchbesprechung, in der genau solche Fragen geklärt werden, wie Besetzung, Text, Figuren, Gags und so weiter. Der schlimmere Fall ist, wenn man feststellt, dass der Film in der Bearbeitung nicht funktioniert, dadurch man Stimmen vielleicht sogar neu aufnehmen und den Text im Nachhinein verändern muss. Das ist dann der teure Fall und das will man natürlich um jeden Preis verhindern und klärt solche Sachen deshalb vorher ab. Das Ziel der Bearbeitung eines Films liegt eben auch darin, einen schlechten Film zu verbessern und einen guten Film nicht zu verderben. Da unterscheide ich mich vielleicht auch von einigen anderen Leuten, die mit absoluter Originaltreue arbeiten und aus dem amerikanischen Film keinen deutschen Film machen wollen. Aber dann funktionieren manche oder viele Gags eben nicht. Bei Open Season wird darauf gedrängt, dass jeder Gag im Original auch einen Gag im Deutschen haben muss. Doch wie ich das mache, bleibt größtenteils mir überlassen. Ob das jetzt der Text ist, den man verändert oder eine gute Besetzung ist, wo man weiß, dass diese Sprecher den Film aufwerten. Man kann aber auch bestimmte Dialekte und Akzente reinbringen oder einen Gag komplett neu erfinden. Das muss man mitunter auch, wenn es kein deutsches Äquivalent zum amerikanischen Witz gibt.

Asmus: Was für Witze bzw. Gags nimmt man dann?
Nowka: Ich versuche meistens etwas Aktuelles zu nehmen. Das bedeutet natürlich auch, dass manche Gags dann auch nur in dem Jahr oder in dem Veröffentlichungszeitraum funktionieren. Zwei Jahre später kann kein Mensch mehr darüber lachen, weil der Witz sozusagen ein Verfallsdatum hat. Das muss man dann von Produktion zu Produktion unterschiedlich betrachten, worauf man jetzt Wert legt. Das macht man mal so und mal so. Im Grunde genommen ist das aber alles eine Geschmacksfrage. Immer.

Asmus: Was sagen Sie dazu, dass man öfter bekannte Schauspieler als Synchronsprecher einsetzt? Ist das manchmal problematisch?
Nowka: Dass man bekannte Stimmen einsetzt, ist letztendlich ein marketingstrategisches Mittel, um mehr Zuschauer ins Kino zu locken. Die Stimmenauswahl macht größtenteils der Synchronregisseur, also ich. Es gibt manchmal Vorgaben, an die man sich halten muss, aber meistens es gibt Vorschläge. Wenn prominente Stimmen bei der Produktion dabei sind, dann klappt das eigentlich immer ganz gut. Der Großteil der Arbeit liegt aber in den Händen des Synchronregisseurs. Daher kann es eben auch sein, dass der ausgewählte Sprecher nicht die richtige Wahl war bzw. man die Figur nicht so bearbeiten konnte, wie man gerne wollte. Es ist grundsätzlich schwierig eine Balance herzustellen zwischen erstens: die prominente Stimme muss erkannt werden und zweitens: die prominente Stimme sollte die gesprochene Rolle nicht überlagern und die Figur erfüllen. Nehmen wir das Beispiel Ice Age und den Sprecher des Otto Waalkes. Das Ziel war beides in Einklang zu bringen: der Zuschauer sollte natürlich wissen, dass da Otto spricht, sollte sich aber gleichzeitig auf die Figur einlassen können. In diesem Fall ist es mir sehr gut gelungen, beides miteinander zu verbinden, finde ich. Auch wenn man manchmal die Otto-typischen "Geräusche" hört. Die Stimme von Otto Waalkes in einen Film "zu holen" beruht einzig und allein auf marketingstrategischen Gründen und das ist nun mal so. In der Filmbranche soll Geld verdient werden und wenn man durch eine prominente Stimmenauswahl noch eine Person mehr ins Kino lockt, dann ist das Ziel erreicht. Obwohl man hier in Kauf nimmt, dass die Produktionskosten dadurch steigen. Je prominenter die Person in dem jeweiligen Zeitraum der Bearbeitung ist, desto höher die Gage. Und man nimmt eben auch einen längeren Zeitraum in Kauf, da Schauspieler ja nicht automatisch geübt im Synchronisieren sind. Und dann verflucht man auch mal die Tage, an denen man einen Take 150mal macht und immer wieder sagen muss: "Nein, wir liegen immer noch daneben! Noch mal bitte!" Da sind in vielen Fällen versierte Synchronsprecher einfach besser.

Asmus: Aber wie genau kann man denn voraussagen, ob diese Stimme auch den höchsten Umsatz einspielt?
Nowka: Kann man nicht. Wir haben ja keinen Vergleich, wenn man so will. Irgendwann hat das angefangen mit den prominenten Stimmen und das kam gut an. Aber es ist ja nicht so, dass wir eine Version mit und eine ohne Prominenz aufnehmen und uns dann für eine Version entscheiden können. Die Auftraggeber entscheiden oder schlagen vor, mit wem die Aufnahmen gemacht werden sollen und die Synchronfirma führt aus. Und selbst die vermuten nur, dass man mit Promis die Kassen voller bekommt, als mit professionellen Synchronsprechern. Vielleicht ist ein erfolgreicher Film deshalb erfolgreich, weil es wirklich ein guter Film ist. Aber wer soll das sagen können?

Asmus: Aber die eigentliche Vorgabe ist ja schon in der Originalversion gegeben, wenn dort auch berühmte Schauspieler die Figur sprechen, oder nicht?
Nowka: Das ist ja nochmal etwas anderes. Natürlich wird dort auch mit den Schauspielern geworben, die an so einem Film beteiligt sind, aber oft entsteht ja erst durch die Aufnahme die eigentliche Figur. Wenn der Regisseur genau einen Ashton Kutcher haben möchte, weil er sich eine Figur so vorstellt, wie Ashton Kutcher, dann wird er dafür auch eingesetzt bzw. engagiert. Und durch Kutchers bestimmte Gesten, seine besondere Stimmfärbung oder durch andere Charaktereigenschaften entsteht erst die eigentliche Figur. Doch das sind ja Fakten, die bereits im Vorfeld der Produktion feststehen, bevor die Figuren durch die Animation auf dem Bildschirm entstehen.

Asmus: Aber gerade bei Animationsfilmen hat man ja, was die Sprecherauswahl angeht, sehr viel Freiheiten. Greift man aber lieber auf die Synchronstimme von sagen wir mal Ashton Kutcher für den Film Open Season zurück, damit man eine Nähe zum Original behält oder muss es dann immer ein berühmter Schauspieler sein?
Nowka: Normalerweise versucht man ja eine gewisse Kontinuität zu verfolgen, da Ashton Kutcher ja auch einen Stammsprecher hat. Aber wenn das vom Auftraggeber nicht gefragt ist, wird geguckt, was gibt es überhaupt für ein Stimmenangebot in Deutschland für genau diese Stimme. Wer könnte diese Figur ausfüllen? Da gibt es manchmal grausige Vorschläge von Fußballstars bis hin zu Politikern. Total schräge Figuren und total schräge Einfälle manchmal. Wir haben uns im ersten Teil für Jürgen Vogel entschieden und im zweiten Teil für die gleiche Figur einen Sprecher genommen, der sozusagen schon animationsfilmerprobt ist.

Asmus: Aber wenn es doch um Kontinuität geht, warum haben Sie nicht für die gleiche Figur auch die gleiche Stimme in beiden Teilen besetzt?
Nowka: Das ist einfach eine vertragliche Sache. Wenn der Schauspieler nicht kann, dann müssen wir uns jemanden anderes suchen. So ist das nun mal. Außerdem ist das eine DVD-Produktion und da ist nicht so viel Geld vorhanden wie für eine Kinoproduktion. Der prominente Sprecher kostet mehr Geld. Da findet auch keine große Premiere statt und alles ist etwas zurückgeschraubt. Doch bei anderen Filmen, die einen zweiten Teil haben, wie Shrek, Ice Age oder Madagaskar, dort bleiben wir natürlich bei der Kontinuität und versuchen alle Stimmen genauso zu besetzen, wie im ersten Teil. Dass es ein Animationsfilm ist, bedeutet ja nicht, dass man nicht genauso ernsthaft an das Produkt rangeht, wie an andere Filme auch. Auch wenn der Plot komisch angelegt ist, ist die Arbeitsweise ernsthaft.

Asmus: Unterscheidet sich die Sprechweise der Schauspieler im Animationsfilm von der in einem Real-Film?
Nowka: Das kommt natürlich wieder auf die Vorgaben an und wie nahe man am Original arbeitet, aber ich versuche generell Animationsfilme genauso zu bearbeiten, wie normale Filme auch. Jede animierte Figur soll wie eine richtige Figur gesehen werden, also wie richtige Menschen im Zweifelsfall. Auch, wenn dort ein Bär und ein Elch miteinander reden. Früher war das noch etwas anders. Micky Maus klang piepsig, Donald Duck hat man kaum verstanden in seiner Sprechweise und alles war sehr schrill und laut. Aber gerade bei den heutigen Filmen ist es anders. Eben gerade weil die alle ausgeformte Persönlichkeiten haben, denke ich die sollten eben auch agieren wie Menschen. Erst dadurch kommt auch die Komik. Ich will nicht jemanden, der ein dickes Nilpferd extra so spricht, wie er sich das Nilpferd vorstellt. Sondern ich möchte jemanden, der von Hause aus sozusagen schon spricht, damit er zu dem Nilpferd passt. Natürlich sollte man nicht vergessen, dass es in diesen Filmen um Komik geht und bei Komik wird immer etwas übertrieben. Dann greift man eben auch mal in die Trickkiste und holt total schrille Stimmen für zwei Stinktiere raus, die im Original eher kühl und lässig sprechen. Aber diese Lässigkeit beruht auch im Original auf den Figuren, die dort Latinas sind. Latinas kann man hier nicht anwenden, der Gag wäre in die Hose gegangen. Ich hätte jetzt die beiden Stinktiere mit türkischem Akzent und im Slang sprechen lassen können, wollte aber lieber Berliner Stinktiere haben. Da hatte ich wirklich viele Freiheiten.

Asmus: Die Hauptcharaktere in diesen Filmen sind fast alles Tiere. Wie wichtig ist die Lippensynchronität?
Nowka: Ob das nun Menschen sind oder Tiere, man muss bei allen auf Lippensynchronität achten, aber das kommt ehrlich gesagt automatisch. Bestimmte Labiale muss man vielleicht beachten, aber sonst geht das ganz automatisch, wenn man das schon so lange macht. Bei den Tieren ist es vielleicht ein Tick leichter, da die Bewegungen nicht so präzise sind, aber ehrlich gesagt achte ich da gar nicht mehr drauf.

Asmus: Sie haben die Neusynchronisation von "Der Pate" durchgeführt. Was halten Sie denn von Neusynchronisationen und warum werden sie gemacht?
Nowka: Ich glaube das sind rein kommerzielle Gründe, die dahinter stehen. Film hat immer was mit Kommerz zu tun. Ich bin persönlich sehr gespalten, was Neusynchronisationen angeht, da man sich natürlich immer die Frage stellt, wie viel verändere ich von dem Film der damaligen Zeit und sollte ich das eigentlich machen? Ich habe bei der Neusynchronisation von "Der Pate" enger am Original gearbeitet, als die erste Fassung es noch tat und habe auch versucht, die Sprache der damaligen Zeit beizubehalten, anstatt sie an heutige Verhältnisse anzugleichen. Aber bei Animationsfilmen ist man da sicherlich etwas freier in der Gestaltung der Neusynchronisation, obwohl das natürlich auch alle Klassiker sind, die einen gewissen Zeitgeist haben. Dementsprechend kann man eben diese Filme auch etwas poppiger oder flippiger gestalten, wenn der Auftraggeber das wünscht. Wie gesagt, hier geht es meistens um kommerzielle Gründe, weniger um ästhetische.

Asmus: Werden manchmal Geräusche extra aufgenommen bzw. nachbearbeitet?
Nowka: Damals hat man das öfter gemacht, aber heutzutage ist das IT-Band nahezu perfekt und da muss man kaum noch etwas nach bearbeiten.

Asmus: Da der Zuschauer über die DVD und anderen digitalen Medien immer öfter auf die Originalversion zurückgreifen kann, was glauben Sie, wie sich die Synchronbranche entwickelt hat bzw. noch entwickeln wird?
Nowka: Ich glaube der Markt wird immer internationaler, weil die Leute viel reisen und Englisch meistens gut verstehen. Bei anderen Sprachen wird es schon schwieriger. Eine Tendenz wie in skandinavischen Ländern, in denen kaum synchronisiert wird, kann man hier durchaus beobachten. Aber ich glaube, dass wir trotzdem sehr bequem sind, was die Synchronisation angeht. Wir sind Synchronisation einfach gewohnt und das seit sehr langer Zeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der deutsche Zuschauer im deutschen Fernsehen Originalfassungen sehen will und denke daher, dass die Synchronbranche weiterhin ihre Position und absolute Berechtigung hat. Die Kosten sind jedoch weit zurückgeschraubt worden im gesamten künstlerischen Bereich und das ist problematisch, was die Qualität angeht.

 

Durchgeführt von Saskia Asmus am 16. September 2008


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