Tony Curtis - Die Zwei Roger Moore - Die 2 / Simon Templar
Elvis Presley   James Rebhorn
Tony Randall - Männerwirtschaft Erland Josephson
Jean Paul Belmondo   James Cromwell
 

Synchronarbeit ist für die zuständigen Regisseure bestimmt kein Zuckerschlecken. Neben der ohnehin schon filigranen Arbeit, den Schauspielern passgenau deutsches Wortgut in den Mund zu legen, müssen teilweise auch Passagen für das deutsche Verständnis umgebastelt werden, wenn z.B. anderssprachige Gags und Anekdoten hier nur auf Unverständnis stoßen würde. Trotzdem soll die Authentizität des Originals möglichst gewahrt bleiben. Dem Dialogregisseur bleibt da kaum Spielraum für Eigenkreativität.

Mit der britischen Crime-Reihe Die 2 und den saloppen Sprüchen von Roger Moore und vor allem Tony Curtis änderte sich das radikal. Die für deutsche Verhältnisse recht langweilige TV-Serie wurde unter der Hand von Dialogmaestro Rainer Brandt zu einem Leckerbissen der hiesigen Bildschirme. Rigoros wurde die Originaltonspur einfach in die Ecke gepfeffert und gegen dialektbehafteten Straßenjargon, Berliner Rotzschnauze und intellektueller Halbblödelei ausgetauscht. Die Programmanstalt ZDF weigerte sich zunächst, diese Form der Verballhornung zu veröffentlichen. Erst als Karl-Heinz Brunnemann, ein alter Freund Brandts und seines Zeichens Leiter eines Synchronstudios, Rainer Brandt den Auftrag für eine lokalisierte Anpassung gab und diese, wenn auch mit leichten Bauchschmerzen, vom ZDF abgesegnet wurde, war der Weg geebnet.
Von da an wurden Brandt-Bearbeitungen von TV-Serien zu Publikumsmagneten.
Tennisschläger und Kanonen, Ihr Auftritt, Al Mundy, Männerwirtschaft, Jason King und M*A*S*H sind nur einige Namen in dieser Erfolgsreihe. Undenkbar, einen Jason King (Peter Wyngarde) in Department S ohne die Schnoddrigkeit eines Jürgen Thormanns zu hören ... oder auch Jochim Siebenschuh als deutsche Stimme des Colonel Klink (Werner Klemperer) in Ein Käfig voller Helden. Schlussendlich hat Rainer Brandt unseren Wortschatz mit Floskeln wie Sleep well in your Bettgestell, Zum Bleistift oder Hauptsache die Vorderzähne halten's aus immens bereichert.


Würdest Du bitte mal nach Giessen ?
Ihr müsst jetzt alle lachen, ich habe nämlich falsch betont, es muss heißen nachgießen !

Du musst jetzt etwas schneller sprechen, Lordchen, sonst bist Du nicht mehr synchron !

 

Rainer Brandt

(geb.: 19. Januar 1936 in Berlin)

 

Disney-Sprechrollen :

 

Prinz Philipp - Dornröschen


 

Ausgebildet an der Max-Reinhardt- Schule war Brandts Schauspielkarriere im Rückblick kaum der Rede Wert. Dabei wusste der eigentlich ganz schön telegene Akteur in Filmen wie Wenn die Heide blühtDie Fastnachtsbeichte (beide 1960), Das Riesenrad (1961) oder dem Jerry-Cotton-Krimi Die Rechnung - eiskalt serviert (1966) sowohl handwerklich als auch optisch zu überzeugen ... "Mephisto in Aspik" kalauert Rainer Brandt jetzt über sich und die alten Zeiten. Die Erfolge seiner Synchronarbeit verschafften ihm unlängst ein eigenes Studio, dass er mit fröhlicher Hand in Kleinmanchow, Berlin regiert. Sein loses Mundwerk kam natürlich nicht von ungefähr, war er doch jahrelang im engeren Kontakt zur Berliner Kabarett-Szene, ganz besonders Grenzgeschmack-Satiriker Wolfgang Neuss.
Brandt führt seit Jahren eine glückliche Ehe mit Ursula Heyer, ebenfalls Synchronsprecherin und den meisten als Schandmaul-Alexis (Joan Collins) aus dem Denver-Clan bekannt.

 

Die Synchronrollen Rainer Brandts erstrecken sich über Elvis Presley (als Feststimme), John Lennon in den Beatles-Spielfilmen, gelegentlich Oliver Reed, Cliff Robertson, Marcello Mastroianni, sowie fast jeden Bösewicht in den Karl May Spielfilmen, vorzugsweise Mario Adorf. Witzigerweise sprach er auch schon einmal den Schauspieler James Cromwell (Eine Leiche zum Dessert), der anschließend von Brandts langjährigem Weggefährten bearbeitet wurde :

 

 

 

Lothar Blumhagen

(geb.: 16. Juli 1927 in Leipzig, gest.: 10. Januar 2023 in Berlin)

 

Disney-Sprechrollen :

 

Erzähler - Taddäus Kröte (1. Synchro)

Erzähler div. Disney-Cartoons (meist Sportgoofy)

 

 

 

Er war der hochnäsige Snob, der Butler, der seinem Herren kaltlächelnd aus einer Hand den Kaffee einschenkt, während die andere das Arsenfläschchen in der Tasche verschwinden lässt. Mit diesem Timbre verkörperte er eisige Anwälte, fadenscheinige Politiker und hochnäsige Ärzte, stets mit einer selbstgeglaubten Allwissenheit über ihm ... also der Rolle ... schwebend.

 

Lothar Blumhagen studierte in seiner Geburtsstadt an der Hochschule für Musik sowie der
Schauspielschule Smolny-Heerdt. Danach arbeitete er parallel am Leipziger Kabarett Die Rampe, auf der Bühne des dortigen Schauspielhauses und beim Hörfunk als Rundfunksprecher. 1951 wechselte er für drei Jahre nach Halle und anschließend nach Berlin, wo er von 1954 bis 1956 beim Deutschen Theater Berlin engagiert war. Die DEFA entdeckte ihn und gab ihm die Hauptrollen in den Filmen Hexen (1945) und Sommerliebe (1955). Danach wechselte Blumhagen in den Westen um dort 36 Jahre lang für die Staatliche Bühnen Berlins zu wirken.

 

Spätestens hier verstärkte sich seine Synchrontätigkeit immens. Wenn auch nicht unbedingt auf regelmäßige Rollen fixiert (so in Magnum als Higgins [RTL-SYNCHRO]), so hat er doch seit 1955 in über 600 Filmen synchronisiert. Selbst seine Paraderolle Roger Moore war ihm nicht immer vergönnt. In den James Bond Filmen durfte Kollege Niels Clausnitzer mit den Mädchen flirten. Die Bearbeitung zur Serie Simon Templar wiederum teilten sich die beiden.

 

(Dank an das DEFA Sternstunden Archiv)


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