DIE 9 OLD MEN

Am 14.4.2008 verstarb Ollie Johnston, eines der größten Zeichengenies, das je für Walt Disney gearbeitet hat. Johnson war bis dahin das letzte noch lebende Mitglied der legendären Riege The 9 Old Men. Wer waren diese außergewöhnlichen Künstler und was machte sie so wichtig ? Das soll auf dieser Seite einmal in kurzen Worten näher erläutert werden, wenngleich das Thema mit Synchronisation nicht viel zu tun hat. Im Netz ist so wenig über die neun Künstler zu finden, dass damit dieses Tribut mehr als genug gerechtfertigt ist :)


obere Reihe v.l. : Milt Kahl, Marc Davis, Frank Thomas, Eric Larson, Ollie Johnston
untere Reihe v.l. Wolfgang Reitherman, Les Clark, Ward Kimball, John Lounsbery

Das sind die legendären neun alten Männer der Disney Studios, die ab Mitte der 40er bis Anfang der 80er Jahre das größte Kollektiv zeichnerischer Kreativität jener Zeit in sich vereinten. Jeder für sich war ein Genie, doch zusammen wurden sie eine unschlagbare Truppe, die jeder Form von Konkurrenz nur das Fürchten lehren konnte. Ihre Schaffenskraft beschränkte sich dabei oftmals nicht alleine auf das Zeichnen. Auch an organisatorischen und technischen Innovationen waren sie nicht selten beteiligt.

Als Walt Disney um 1940 nach Plänen suchte, um die immensen Kosten der Zeichentrick Produktion zu senken, rief er eben diese neun Mitarbeiter, die sich unlängst neben ihrer Kreativität vor Allem auch als sehr produktiv erwiesen hatten, zum Animation Board zusammen. Sie sollten Wege finden, die Schar der Animatoren produktiver arbeiten zu lassen. Zu dieser Zeit hatten sich die Zeichner stets auf einen oder mehrere feste Zeichencharaktere spezialisiert, wie z.B. Norm Ferguson, der alle Zeichnungen für Pluto anfertigte. Wenn in einer bestimmten Szene nun mehrere Charaktere auftraten, zeichnete einer die erste Figur und reichte dann das "Blatt" dem nächsten Experten der zweiten Figur usw. Dieses Verfahren wurde jedoch gerade bei den abendfüllenden Filmen immer zeitaufwändiger und damit kostspieliger.

Die 9 Old Men bewegten den Stab der Künstler dahingehend, ALLE Charaktere einer Szene zu zeichnen. Das bedeutete natürlich eine ungeheure Umstellung für die meisten künstlerischen Angestellten. Disney schickte fast alle noch mal auf die "Schulbank" und erhöhte so das Potential seiner Mitarbeiter. Doch das Ergebnis lohnte sich. Denn neben der gewaltigen Zeiteinsparung, die damit erreicht wurde, revolutionierte die neue Art zu zeichnen das Genre für immer. Denn die Zeichner hatten jetzt mehr Freiraum zum Experimentieren, wodurch logischerweise die Interaktion zwischen den einzelnen Trickfiguren um ein Vielfaches an Glaubwürdigkeit gewann. Und so erhöhte sich die Qualität zeitgleich mit der Quantität.


Mit dem Ausklingen der Siebziger Jahre verstarben drei Mitglieder des Neunergespanns. Für einige ihrer Kollegen war dies das Signal, den Hut zu nehmen und in die wohlverdiente Rente zu gehen. Kurioserweise harrte der Älteste von ihnen, Eric Larson, noch bis weit in die Achtziger Jahre aus, um vieles der gesammelten Erfahrung an die neue Generation von Trickzeichnern weiter zu geben. 1989 wurden alle Neune posthum zu Disney Legenden erklärt, die interne "Hall of Fame" der Disney Studios.

 

Milton "Milt" Kahl
(1909 - 1987)

geboren in : San Francisco, Kalifornien
bei Disney : 42 Jahre

erster Animationsjob : Zeichner : Mickey's Service Station (1935)
zum ersten Mal Chefzeichner : Pinocchio (1940)
zum ersten Mal Supervisor : Bambi (1942)
letzter Animationsjob : Zeichner : Bernard und Bianca (1977)

 

Ollie Johnston
(1912 - 2008)

geboren in : Palo Alto, Kalifornien
bei Disney : 43 Jahre

erster Animationsjob : Zwischenzeichner : Mickey's Garden (1935)
zum ersten Mal Supervisor : Bambi (1942)
zum ersten Mal Chefzeichner : Onkel Remus Wunderland (1946)
letzter Animationsjob : Supervisor : Cap & Capper (1981)

 

Frank Thomas
(1913 - 2004)

geboren in : Fresno, Kalifornien
bei Disney : 45 Jahre

erster Animationsjob : Zeichner : Mickey's Elephant (1936)
zum ersten Mal Chefzeichner : Pinocchio (1940)
zum ersten Mal Supervisor : Bambi (1942)
letzter Animationsjob : Chefzeichner : Cap & Capper

 

Wolfgang "Woolie" Reitherman
(1909 - 1985)

geboren in : München
aufgewachsen : Sierra Madre, Kalifornien
bei Disney : 50 Jahre

erster Animationsjob : Zeichner : Funny little Bunnies (1934)
zum ersten Mal Chefzeichner : Pinocchio (1940)
zum ersten Mal Supervisor : Stravinskijs "Frühlingsopfer" - Fantasia (1940)
zum 1. Mal Regie e. Langfilmes : 101 Dalmatiner (1961)
letzter Animationsjob : Regie : Bernard und Bianca (1977)

 

John Lounsbery
(1911 - 1976)

geboren in : Cincinatti, Ohio
bei Disney : 41 Jahre

erster Animationsjob : Assistenzzeichner : Schneewittchen (1937)
zum ersten Mal Chefzeichner : Dumbo (1941)
zum 1. Mal Regie e. Langfilmes : Bernhard und Bianca (1977)
(starb während der Arbeiten)

 

Les Clark
(1907 - 1979)

geboren in : Ogden, Utah
bei Disney : 48 Jahre

erster Animationsjob : Zwischenzeichner : Steamboat Willie (1929)
zum ersten Mal Chefzeichner : Fröhlich, Frei, Spass dabei (1947)
letzter Animationsjob : Zeichner : Mickey Mouse Anniversary Show (1968)

 

Eric Larson
(1905 - 1988)

geboren in : Cleveland, Utah
bei Disney : 52 Jahre

erster Animationsjob : Assistenzzeichner : Two-Gun Mickey (1934)
zum ersten Mal Chefzeichner : Pinocchio (1940)
zum ersten Mal Supervisor : Beethovens "Pastorale" - Fantasia (1940)
letzter Animationsjob : Zeichenberater : Basil, der große Mäusedetektiv (1986)

 

Marc Davis
(1913 - 2000)

geboren in : Bakersfield, Kalifornien
bei Disney : 43 Jahre

erster Animationsjob : Assistenzzeichner : Schneewittchen (1937)
zum ersten Mal Chefzeichner : Onkel Remus Wunderland (1946)
letzter Animationsjob : Zeichner : Die Abenteuer von Taddäus Kröte (1975)

 

Ward Kimball
(1914 - 2002)

geboren in : Minneapolis, Minnesota
bei Disney : 38 Jahre

erster Animationsjob : Zwischenzeichner : The wise little hen (1934)
zum ersten Mal Chefzeichner : Pinocchio (1940)
letzter Animationsjob : Chefzeichner : Die tollkühne Hexe .... (1971)
Wards komisches Talent machte ihn schnell auch vor der Kamera zu einem Aushängeschild der Company. Kimball unterschied sich von seinen Kollegen grundlegend, denn während diese die ewige Suche nach purem Realismus durchführten, ließ Ward mehr seinen Hand zur Satire in die Charaktere einfließen.


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