Disneys Kompilationsfilme
Cineastische Kompilationen bestehen aus mehreren Kurzfilmen, die zusammengesetzt Spielfilmlänge ergeben und damit eine abendfüllende Unterhaltung anbieten. Im Falle Disneys könnte man oberflächlich betrachtet Werke wie Melody Time, The Three Caballeros und sogar Fantasia dieser Gattung zuordnen. Diese haben jedoch einen geschichtlichen Hintergrund, da sie zur Zeit des 2. Weltkrieges entstanden, als die Finanzierung eines komplett durchkonzipierten Animationsfilms kaum realisierbar war. Man betitelt diese Klassiker daher eher als Anthologien. Fantasia selbst ist natürlich ein Fall für sich, da sein Konzept nicht aus der Not, sondern einer künstlerischen Idee entwuchs. Worum es auf diesen Seiten geht, hat mit Kunst dagegen nur wenig zu tun. Cartoons simpel aneinander zu reihen ist nicht einmal technisch besonders aufwendig, und die Idee, mit "alten Kamellen" im Kino noch einmal Kasse zu machen, ist dann auch eher rein kommerzieller Natur. Man muss dabei jedoch bedenken, dass es Zeiten vor Leih-Videotheken, Super-RTL und YouTube gab, als Kinder und Junggebliebene sich noch freuen konnten, ihre Trickhelden wieder einmal bewundern zu können. Diese Zielgruppe versorgte Disney vom Ende des 2. Weltkriegs bis Ende der 80er Jahre z.T. weltweit zunächst mit Beiprogrammen, später mit mindestens einem Kompilationsfilm pro Jahr. |
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Ich möchte hier eine Datensammlung aufbauen, welche vor allem die deutschen Aufführungen durchleuchtet, dabei aber auch einen Blick auf die Filme anderer Länder riskiert. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen forsche ich gerne raren Synchron-Antiquitäten hinterher und bin in diesem Fall besonders an den damaligen Stimmen von Micky, Goofy und in seltenen Fällen auch Donald interessiert. Fundstücke auf alten Leih- und Kaufkassetten zeitlich und damit vielleicht solch einer Kompilation zuordnen zu können, fließt hier mit hinein. Prinzipiell macht es mir aber einfach nur Spaß, in alten Daten herum zu wühlen, Bücher und Zeitschriften zu wälzen, Bilder im Internet zu finden, Tabellen zu erstellen, um mich dann wie ein Schneekönig zu freuen, wenn sich aus These A, Fakt B und Gerücht C eine hübsche Querverbindung herstellen lässt. Für den einfachen Cartoon-Konsumenten dürften diese Seiten dann auch wenig interessant erscheinen. Ich selbst habe dieses Thema jahrelang kaum beachtet. Seit dem Besitz der Disney Treasures aka. Kostbarkeiten Reihe genieße ich Disney Cartoons ohnehin meist nur noch im Original. Die Neusynchro-Crew mit Jascheroff, Alich und Krause (kurz J.A.K.) an der Spitze ist mir weniger vertraut als viele denken mögen, wenngleich ich ihre Arbeit nur immer wieder loben kann. |
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Was also soll das Ganze? Ist diese Auswertung in cineastischer Hinsicht wertvoll? Antwort: Keine Ahnung. Ist es cineastisch wertvoll festzuhalten, wann Godzillas Todespranke in deutschen Kinos zu sehen war? Ist dieser Film selbst überhaupt cineastisch wertvoll? Fans jener japanischen Toho-Klamotten haben dazu bestimmt eine ganz genaue Meinung, und ich hab die meine zu den Werken Disneys. Nächste Frage: Kann diese Auswertung als Referenz
gesehen Dass bei so einem Mischmasch im Internet nur Halbwahrheiten und Falschinfos zustande kommen, versteht sich von selbst. Angebliche Filminhalte der Erstaufführungen beziehen sich da nur auf den Inhalt der Wiederaufführungen oder gar des späteren Kauf-Videos, den Rest besorgt das gegenseitige Abschreiben, bei dem dann der Inhalt einer finnischen Kompilation im Datenbestand einer spanischen Internetquelle auftaucht. So ist im Grunde auch meine Aussage über die individuellen Länderzusammenstellungen nicht immer haltbar, auch wenn viele Indizien dafür sprechen. Es erscheint mir so, als ob zu jedem Kompilationsfilm ein gewisser Topf von Cartoons bereit gestellt wurde, aus denen dann diverse Kino-Gerichte gezaubert wurden. Ich kann also nur die gegenseitigen und oft widersprüchlichen Daten miteinander abwägen und aufzeigen, um welche Cartoons es sich gehandelt haben könnte. Klingt das nach Referenz? Ich glaube nicht. Eine Referenz wären einzig und allein die originalen Filmrollen der Kompilationen. Nachtrag:
Glücklicherweise habe ich inzwischen eine Quelle gefunden, die mir
viele davon bereit stellen oder zumindest stichhaltige Informationen dazu
liefern kann. Der Herr möchte unter dem Pseudonym Jim Hawkins ungenannt
bleiben. Nachdem ich ein paar Monate damit
zugebracht habe, per Indizien an die Inhalte zu kommen, war es um so
interessanter, die tatsächlichen Fakten meinen Recherchen gegenüber zu stellen
und zu sehen, wie richtig bzw. falsch ich lag. Zudem hat sich erwiesen, dass die
FSK-Blätter zu den Filmen doch nicht so informationsarm sind - die
einzelnen Cartoons wurden auf der Rückseite festgehalten. |
Einen besonderen Platz innerhalb dieser Forschung nehmen die deutschen Stimmen von Disneys großen Cartoonstars ein. So interessiert es mich sehr, ob sich ein genauer Zeitpunkt ermitteln lässt, wann Harry Wüstenhagen die Feststimme auf Micky Maus seinem Kollegen Wilfried Herbst in die Hände gab. Inzwischen hat sich immerhin heraus kristallisiert, dass es KEINE Doppelsynchros von Wüstenhagen UND Herbst auf ein und denselben Cartoon gibt, da Wüstenhagen-Synchros in der "Herbst-Phase" nachweislich erhalten blieben. Mögen manche (wenige) Cartoons bereits vor der J.A.K. Ära in Mehrfachsynchros existiert haben, so hat Disney mMn bei seinen Hauptcharakteren doch schon sehr drauf geachtet, dass hier nicht zu wild umher besetzt wurde. Gerd Duwner als deutsche Stimme von Goofy belegt das wohl am besten. Er blieb der Disney-Figur Goofy über Jahre hinweg treu. Doch auch das Ausmachen von Ingeborg Wellmann auf Daisy Duck und Eduard Wandrey als Pete/Kater Karlo in jeweils zwei verschiedenen Cartoons spricht dafür, dass eine Kontinuität zumindest angestrebt wurde. Vielleicht gelingt es mir auch einmal, dies für Minnie Maus sagen zu können. Diese kommt von allen Figuren am seltensten vor und hat entsprechend wenig deutsches Hörmaterial zu bieten. Donald Duck wiederum verblieb in der klassischen Synchronzeit fast immer im Originalton. Sporadische Einzelfälle waren storybedingt, d.h. wenn ein Cartoon dermaßen dialoglastig war, dass eine Synchronisation zwingend erforderlich wurde. Spare the Rod und Canvas back Duck waren zwei bislang gefundene Fälle.
Sicher ist nur eines: Disney hat nicht einem damalig verantwortlichen Synchronstudio die Originalcartoons als Teil- oder gar Gesamtpaket zur Durchsynchronisation gegeben, so wie es Disney Character Voices, Int. mit Beginn der 90er Jahre getan hat, um später dann je nach Bedarf einen Kompilationsfilm, eine TV-Show o.a. damit auszustatten. Dafür sind einfach zu viele Unstimmigkeiten zu verzeichnen. Die Auswertung für den späteren Leih- und Kauf-VHS Markt zeigt sehr deutlich den Flickenteppich auf, der bis in die 80er Jahre noch herrschte. Ob jedoch eine Kino-Kompilation direkt synchronisiert oder lediglich aus bereits vorhandenem Synchron-Material zusammen geschnitten wurde, dieser interessanten Frage versuche ich, so gut es geht, in meinen Analysen nach zu gehen. |