TEIL 4

Aristocats
Tom McGowan & Tom Rowe

- Nichts Näheres bekannt -


Die lustigen Geschichten von Robin Hood aus Nottinghamshire
4 Bücher über die Legenden von König Artus
Howard Pyle
(1853 - 1911)

Die Geschichten um Robin Hood und König Artus sind legendär. Niemand weiß bis dato, ob sie wirklich existiert haben, doch die Faszination der beiden Recken ist immer noch ungebrochen. Nun hat ja auch Disney in seinen beiden Filmen Robin Hood und Die Hexe und der Zauberer die Thematik nur als loses Fundament benutzt, statt die Legenden detailgetreu zu interpretieren. Daher stelle ich hier als Ausgleich den Mann vor, der für seine äußerst unterhaltsame Interpretation dieser Themen vor allem in den USA berühmt wurde : Howard Pyle.

Pyle kam in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware zur Welt. Nach einer eher unbefriedigenden Schulzeit erlaubten ihm seine Eltern Kunst zu studieren, statt ein College zu besuchen. Mit 16 wurde er drei Jahre lang vom belgischen Künstler Van der Weiden unterrichtet, was ihn auf ewig inspirieren sollte. Zur selben Zeit begann Pyle zu schreiben. 1876 schickte er einige illustrierte Verse an Scribner's Monthly und eine Reihe von Märchenerzählungen an Saint Nicholas, ein Magazin für Kinder. Von beiden Redaktionen erntete er großes Lob. Neben seiner romantischen Erzählkunst waren es vor allem die Illustrationen, die besonders faszinieren konnten. Einen direkten Vergleich mit den alten Zeichnungen Albrecht Dürers konnten sich viele kaum verkneifen. Aufgrund seines Erfolges zog Howard Pyle für einige Jahre nach New York, kehrte jedoch wieder zurück nach Wilmington und heiratete dort 1881.

Zwei Jahre später veröffentlichte er sein erstes illustriertes Buch The Merry Adventures of Robin Hood of Great Renown in Nottinghamshire, wiederum ein großer Erfolg. Andere Geschichten für Kinder folgten, doch es waren seine vier Bücher über König Artus, die ihn endgültig zu Ruhm und Ehre gelangen ließen. Die Amerikaner (und nicht nur die jungen) waren quasi verrückt nach den romantischen Bildern und Ausführungen des Autors. [The Story of King Arthur and His Knights (1903), The Story of the Champions of the Round Table (1905), The Story of Sir Launcelot and His Companions (1907), The Story of the Grail and the Passing of Arthur (1910)] Von da an galt Pyle als beliebtester Illustrator seiner Zeit. Und natürlich ist es nicht auszuschließen, dass diese Werke auch einem heranwachsenden Walt Disney (geb. 1901) einst in die Hände fielen.

1894 begann Howard Pyle eine Karriere als Lehrer. Er gründete zur Jahrhundertwende seine eigene H.P. School of Art und anschließend die Brandywine School und Künstlerkolonie in Chadd's Ford, Pennsylvanien, wo er Künstler wie N. C. Wyeth, Frank Schoonover and Thornton Oakley unterrichtete. 1910 siedelte er ins italienische Florenz, um sich als Freskenmaler zu behaupten, starb jedoch ein Jahr später mit nur 58 Jahren an einer Niereninfektion.


Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh
A. A. Milne
(1882 - 1956)

Der Lebensweg des in London geborenen Alan Alexander Milne ist schnell erzählt. Als jüngster von drei Söhnen eines Lehrers konnte er bereits mit zwei Jahren lesen. Nach der Schule in Westminster studierte er Mathematik am Trinity-College in Cambridge und ging 1903 nach London, um zu Schreiben. Drei Jahre später wurde er Editor des Satire-Magazins Punch, In den nächsten acht Jahren schrieb er sein erstes Buch sowie drei gesammelte Werke seiner Punch-Beiträge. Er heiratete 1913 Dorothy "Daphne" Selincort und trat 1915 der Armee bei. Während seiner Militärzeit schrieb er drei Bühnenstücke, die alle in London aufgeführt wurden und der Beginn von etlichen erfolgreichen Schauspielen aus seiner Feder waren. Nach Kriegsende kehrte er Punch den Rücken und beschloss, als freier Schreiber weiter zu arbeiten. Am 21. August 1920 kam sein einziger Sohn Christopher Robin zur Welt ....

Ab hier beginnt die Geschichte, die im Internet auf Dutzenden von Seiten nachzulesen ist und fast schon in sich selbst Stoff für einen schönen Film bieten könnte. Es ist die Geschichte von dem Stoffbären Edward und den anderen Tieren Christopher Robins, dem handzahmen Bären Winnie, der als Maskottchen der kanadischen Armee seinen Weg in den Londoner Zoo fand und zu guter Letzt des Schwanes Pooh, der von Christoper stets liebevoll gefüttert wurde. Durch die Fantasie seines Sohnes beflügelt wurden einige kleine Geschichten auf Papier gebracht. Aus Ashdown Forest in Sussex, wo Milnes Landhaus bis heute steht, wurde der Hundertmorgenwald und selbst der alte Honigbaum existiert(e) wirklich. Mit den Zeichnungen von Ernest Howard Shepard, die das Aussehen von Winnie Puuh bis heute prägen, wurden die Bücher ab 1924 veröffentlicht. Das zweite Buch Winnie the Pooh wurde in 22 Sprachen übersetzt und bis heute über 15 Millionen mal mit festem Einband verkauft.

Winnie Puuh bleibt bis heute ein Phänomen. Als einer der größten Kinderbuchklassiker gibt er Buchkritikern, Psychologen und Soziologen gleichermaßen Rätsel auf. Denn der von bösen Zungen als reichlich zurückgeblieben bezeichnete Bär hat auf Erwachsene eine gleichgroße, fast schon stärkere Anziehungskraft als auf Kinder (hier mal ein schönes Beispiel). Eine Anziehungskraft, der sich auch Walt Disney bewusst war. Neben Micky und Donald ist Winnie die wohl am häufigst wiederkehrende Figur aus der Trickfilmschmiede Kaliforniens. Doch leider hat die Story auch einen kleinen bitteren Nachgeschmack. Für Christopher Robin Milne war Puuh ein Fluch, von dem er sich Zeit seines Lebens nie befreien konnte. Das Zusetzen der weltweit anpilgernden Fans ließ ihn zeitweise gar die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit undeutlich erscheinen. Auch Disney bekam den Unmut fehlgelenkter Briten zu spüren, die ihn dazu drängten eine mehr britisch klingende Synchronstimme für Puuh einzusetzen und sogar die Kleidung Christopher Robins nach Wunsch zu ändern.


Bianca und ihre Freunde
Margery Sharp
(1905 - 1991)

Vieles aus dem Lebensweg der in Wiltshire, Salisbury geborenen Clara Margery Melita Sharp liegt bis heute im Dunkeln, denn sie war keine öffentliche Frau und schätzte ihr Privatleben sehr. Ihre schulische Ausbildung (darunter zwei Jahre in Malta) erstreckte sich über mehrere Institute und Margery war recht gespalten über ihre beiden Interessen Schreiben und Angewandte Kunst. Nach einem Klasse II Abschluss am Bedford College schrieb sie sich 1928 an der Kunsthochschule von Westminster ein, wo sie trotz Erfolges nur etwas über ein Jahr blieb. Mittlerweile sie schrieb nun nebenbei nicht minder erfolgreich Geschichten und Artikel für das Satire-Magazin Punch. Bald wurden auch andere Zeitungen und Magazine auf sie aufmerksam und nach einigen Jahren waren ihre Werke in vielen der einschlägigen britischen Blätter zu finden, darunter Encyclopedia Britannica, Strand Magazine, The Saturday Evening Post, The Ladies' Home Journal, Harper's uva. Besonderen Anklang fanden dabei die Geschichten in den einschlägigen Frauenmagazinen, was Margery Sharp schließlich dazu bewegte, auch auf dem Buchmarkt in Erscheinung zu treten. Mittlerweile sind viele ihrer Geschichten in Hollywood verfilmt und von Schauspielern wie Jack Lemmon, Kim Novak, Charles Boyer und Maureen O'Hara in Szene gesetzt worden.

Einen ganz besonderen Erfolg hatte Margery Sharp freilich mit ihren Büchern von der eleganten Miss Bianca und ihrem treuen Freund Bernard. Insgesamt neun mal ließ sie das heldenhafte Mäuseteam quer über den Globus reisen, um auf der Welt gegen das Böse zu kämpfen. Die ersten beiden Romane waren dann auch die Grundlage für den Disney-Film Bernard und Bianca aus dem Jahre 1977. Die Originaltitel sind :

- The Rescuers (1959)
- Miss Bianca (1962)
- The Turret (1963)
- Miss Bianca in the Salt Mines (1966)
- Miss Bianca in the Orient (1970)
- Miss Bianca in the Antarctic (1971)
- Miss Bianca and the Bridesmaid (1972)
- Bernard the Brave (1977)
- Bernard into Battle (1978)

Dass Disney nicht immer besonders feinfühlig im Umgang mit Romanvorlagen gewesen ist, zeigt sich hier am Beispiel der Madame Medusa. Erst im letzten Moment wurde die Idee wieder verworfen, Cruella DeVille aus 101 Dalmatiner für die Rolle zu besetzen. Die wilden Autoszenen lassen jedoch heute noch den ursprünglichen Plan erkennen. Der Nachfolgefilm Bernard und Bianca im Känguruland basierte dann gänzlich auf einer Storyline der Disneystudios, wenngleich angeblich 1987 ein Roman gleichen Namens von Margery Sharp erschienen sein soll.


Die Chroniken von Prydain
Lloyd Alexander
(1924 - 2007)

Der kleine Lloyd Alexander, geboren in Philadelphia, erlernte bereits mit drei Jahren das Lesen. In seiner Jugend war für ihn nichts faszinierender als die griechische und keltische Mythologie und ganz besonders König Artus. Mit 15 Jahren stand sein Entschluss, Autor zu werden, endgültig fest. Doch seinen Eltern fehlte das Geld fürs College und so nahm Alexander einen Job als Botenjunge ein einer Bank an, bis er sich sein Studium selbst finanzieren konnte. Nach kurzer Zeit brach er missmutig den Versuch ab; laut seiner eigenen Worte hätte selbst der gute alte Merlin ihn nicht zu einem Schreiber machen können. Er meldete sich mit nur 19 Jahren bei der U.S. Armee und wurde zunächst nach Walen und anschließend nach Paris versetzt. Die altertümlichen Landschaften Wales mit ihren Bergen und Schlössern und die nicht minder einflussreichen Impressionen Elsass-Lothringens mit ihrer herrlich fremdartigen Sprache waren es schließlich, die ihm wieder neuen Mut zu einem Neuanfang gegeben hatten. Alexander heiratete das Pariser Mädchen Janine Denni und kehrte mit ihr nach Philadelphia zurück. Unermüdlich schrieb er Geschichte für Geschichte, ließ sich nicht von den unzähligen Ablehnungen der Verlage beirren, bis nach sieben Jahren endlich seine erste Novelle veröffentlicht wurde. Seine Geschichten für Erwachsene waren nur mäßig erfolgreich; nebenbei verdiente er seine Brötchen als Cartoonist und Layout Designer. Nach weiteren zehn Jahren wechselte er in den Bereich der Jugendliteratur und fand hier endlich seine Bestimmung. Eine umfassende Studie über keltische Mythologie für sein Buch Time Cat brachte ihn zu der Idee seines Buches The Book of Three (1964), das binnen Kurzem ein rasender Erfolg wurde, gefolgt von The Black Cauldron, The Castle of Llyr, Taran Wanderer und The High King, für das er 1969 die Newbery Medal erhielt (zusammengefasst als die Chronicles of Prydain). Auch seine anschließende Westmark-Trilogie wurde mit Erfolg gekrönt. Lloyd Alexander lebte bis zu seinem Tod mit seiner Frau in Philadelphia.

Die Disney Studios verwendeten für ihren Film Taran und der Zauberkessel die ersten beiden Bücher der Chroniken und sollen sich dabei recht gut an den Inhalt gehalten haben. Seine düstere Atmosphäre macht ihn allerdings zu einem eher Disney-untypischen Film, der mehr treue Fans als die breite Masse faszinieren konnte und kann, im Gegensatz zu Alexanders Büchern.



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